Männeressen: Das Beer Butt Chicken

Sagenhaft knusprig und trotzdem saftig: das Beer Butt Chicken auf dem Teller.

Wer das Beer Butt Chicken (hierzulande wird es etwas weniger farbenfroh meist „Bierdosenhähnchen“ genannt) erfunden hat, ist nicht bekannt. Fest steht nur, dass es ein Mann gewesen sein muss.
Man kann es sich richtig vorstellen, wie der Kerl in seiner Küche (oder vor seinem Grill) stand, auf der Arbeitsfläche ein küchenfertig vorbereitetes Huhn. Was anfangen mit dem Viech? Warum nicht mal was neues ausprobieren? Aber was… Nu, knacken wir uns erst mal ’n Bierchen…
Und nachdem er den ersten Schluck eiskaltes Bier genommen hatte, kam ihm die Idee. Er guckte ein paar mal zwischen dem mit gespreizten Schenkeln vor ihm liegenden Huhn und der Bierbüchse hin und her, und dann zauberte sich ein unendlich breites, schmutziges Grinsen ins Gesicht dieses unbekannten Kochs und er schritt umgehend zur Tat: das Beer Butt Chicken (im Folgenden BBC) war geboren.
Konnte nur ein Kerl drauf kommen. Und selbst wenn eine Frau die Idee gehabt hätte: sie hätte sie niemals in die Tat umgesetzt, sondern mit einem Kopfschütteln als infantil, geschmacklos und albern verworfen. Einem Huhn eine halbvolle Bierdose in den Hintern schieben? Da träumst du von!
In der Tat träumen wir Männer von infantilen, geschmacklosen und albernen Dingen, denn mit solchen Dingen kann man die Welt aus dem Angeln heben. Oder ein BBC machen. Dafür braucht man ein Huhn (ich bevorzuge eins, das zwischen zwei und drei Pfund schwer ist), eine Dose Bier (Halbliter-Größe) und eine Gewürzmischung nach Belieben. Ich verwende gern Paprikapulver, grobes Salz, braunen Zucker, durchgepressten Knoblauch und Oregano (ganz profan nur Salz und Pfeffer geht auch).  Damit wird das Huhn außen und innen eingerieben.1 2
Nun knackt man die Bierbüchse und trinkt sie halb aus. Perfektionisten pieksen oben noch ein paar zusätzliche Löcher rein, ich hab’s mit oder ohne Zusatzlöcher probiert, macht keinen Unterschied. Nun wird sensibel die Öffnung des Hähnchens geweitet, bis sie groß genug ist, dass man das Viech über die Dose stülpen kann. Die Halsöffnung mit ein, zwei Zahnstochern zustecken, damit der aus der Dose aufsteigende Dampf nicht entweicht. Soll ungefähr so aussehen wie auf dem Foto rechts.

So sieht das BBC vorher aus.

Das BBC stellt man jetzt in eine flache Auflaufform (wo der austretende Saft reinlaufen kann, die Sauerei will kein Kerl im Ofen haben) und schiebt das ganze auf die unterste Schiene in den 160 bis 180 Grad heißen Ofen. Ofentür zu, eine Stunde anderweitig beschäftigen. Der Griller hat sein BBC über einer Abtropfschale platziert3 und den Kugelgrill geschlossen. Es sollte ebenfalls eine Stunde dauern, bis das Huhn durch, außen unglaublich knusprig und innen phänomenal saftig ist.
Und in der Stunde sollte man das BBC wirklich in Ruhe lassen. Nix begießen, nix bepinseln, nix Nachgucken, ob alles auch optimal läuft. Ofentür (oder Grillklappe) zu, das war’s. Fire and forget. Ein herrliches Rezept.
Nach der Stunde ist das Bier in der Dose leider nicht mehr genießbar. Aber sonst stimmt alles. Wie man sieht.

Beer Butt Chicken!

Im Prinzip war’s das. Aggressive, hungrige Kerle pellen sich jetzt das Tier direkt von der Büchse, sensible Naturen tranchieren das Huhn, bevor sie zum Verzehr schreiten. Bleibt die Beilagen- bzw. die Getränkefrage. Stück Brot ist okay. Pommes sind klassisch, wenn man sich die Mühe macht und die Friteuse anwirft. Letztes Mal hab ich so’n Durcheinander aus Tomate, Avocado und Cole Slaw mit ’ne Schuss Kürbiskernöl dazu gemacht. Kam gut.

BBC zivilisiert.

Und zu trinken? Ja, Herrgottsack, wer unbedingt Wein dazu trinken will, der soll sich ’n Riesling, ’n Chardonnay oder ’nen Rosé geben. Ansonsten dürfte klar sein, was es zu trinken gibt. Prost! Mahlzeit!

  1. Ich kenn ein paar Rezepte, wo das Huhn einen Tag lang in irgendeiner Marinade eingelegt wird. Beim Grillsportverein wird wohl u. a. öfter mit Brine experimentiert. Ist nicht so mein Ding. Das Schöne am BBC ist ja gerade seine Einfachheit. Und groß vorschmecken tut so ’ne Marinade meiner Ansicht nach nicht.
  2. Was allerdings gut kommt, ist, mit den Fingern vorsichtig die Brusthaut zu lockern und ein bißchen Butter oder Kräuterbutter zwischen Haut und Fleisch zu schieben. Bleibt die Brust schön saftig.
  3. Das BBC kann man nur indirekt grillen. Es sei denn, man bevorzugt sein Geflügel kremiert.