Das männliche Zitat der Woche (CXXXI): Alan Rickman

Foto: Marie-Lan Nguyen, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

„Es ist ein menschliches Bedürfnis, Geschichten erzählt zu bekommen. Je mehr Idioten uns regieren und je weniger Kontrolle wir über unser eigenes Schicksal haben, desto größer ist unser Bedürfnis, uns gegenseitig Geschichten zu erzählen, darüber, wer wir sind, warum wir leben, wo wir herkommen und was möglich wäre.“

Alan Rickman

[Tipp der Woche] Mit Tennis aus dem Winterblues

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Video-Link: https://youtu.be/wI4LhZZZE8E?si=xi4EXrENRfJ4cfu8

Wenn einem im Januar dank miesem Wetter, arktischer Temperaturen und der Aussicht auf eine noch endlos lange Wartezeit auf den Sommer der Winterblues packt, gibt’s ein sicheres Gegenmittel: die Australian Opan anschauen. Weltklasse-Tennnis in brütender Hitze vertreibt garantiert jeden Gedanken an Schneematsch und kratzende Thermosocken. Hier ist die Turnier-Homepage, auf der man sich über die Ansetzungen und Ergebnisse informieren kann, Eurosport überträgt wie immer flächendeckend… der Winter kann zwei Wochen Pause machen!

 

[Tipp des Tages] Rückrundenstart, Tippspiel

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Video-Link: https://youtu.be/GedPC8qt5C0?si=Dy1i4UnROc1R6Edc

Nach einer gnädig kurzen, aber trotzdem natürlich elend langen Winterpause rollt ab heute der Ball wieder: die Rückrunde beginnt heute Abend mit Bayern-Hoffenheim (Sat1 überträgt live im FreeTV). Möglicherweise steht uns eine sehr spannende Halbsaison bevor, denn Leverkusen hat einen riesengroßen Hut in den Ring geworfen und hat in der Hinrunde die Konstanz unter Beweis gestellt, die dem Team bisher gefehlt hat. Bei aller Vorfreude: Das Eröffnungsspiel heute Abend in der Allianz Arena wird im Zeichen der Trauer um den Tod von Franz Beckenbauer stehen, deshalb hab ich auch das Statement von Thomas Müller als Video zu diesem Beitrag gewählt.
Erinnert sei außerdem an unser Tippspiel: Bis heute Abend haben die Tipper noch Zeit, ihre Tipps abzugeben. Was auch dringend nötig ist, wenn man gewinnen will. Das Niveau in unserem Tippspiel ist gewohnt sehr hoch, wer einen Spieltag verrgisst hat die Chance auf den Gesamtsieg praktisch schon versemmelt. Was nicht nur angesichts der Preise, die es zu gewinnen gibt, sehr schade wäre…

Ausnahmespieler

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-N0622-0035 / CC-BY-SA, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Ich hatte das große Glück, Franz Beckenbauer im Stadion Fußball spielen zu sehen. Als ich von 1975 ab in München studiert hab, bin ich regelmäßg ins Olympiastadion gegangen, um ihm zuzuschauen. Meine Eindrücke von damals hab ich 2007 in einem kleinen Erinnerungstext für meine private Homepage verarbeitet, heute veröffentliche ich den Text nochmal hier. Zur Erinnerung an den Ausnahmespieler des deutschen Fußballs.

Ja, ich hab ihn noch spielen sehen, diesen vornehmen, weißhaarigen Herren, der Distinktion aus jedem Knopfloch ausstrahlt, wenn er zum Mikrofon greift, und entweder unglaublich kluge Sachen oder den größten Larifari hinein redet.

Bevor ich ihn zum ersten Mal im Stadion spielen sah, hatte ich ihn schon unzählige Male im Fernsehen gesehen. Trotzdem blieb mir bei seinem ersten Antritt die Luft weg. Um Himmels willen, war der Kerl schnell! Den meisten Bundesliga-Spielern konnte er mit dem Ball am Fuß einfach davon laufen. Und die, die selber den Ball führten, hat er mühelos eingeholt. Er war schon dreißig, als ich ihn zum ersten Mal spielen sah. Aber einen schnelleren hatte ich nie gesehen.

Und irgendwas besonderes war an seiner Art, den Ball zu führen, zu dribbeln, sich umzuschauen… irgendwas machte er anders als alle anderen Spieler auf dem Platz. Irgendetwas war äußerst speziell… nur was? Kurz vor Schluß der ersten Partie, die ich mit ihm sah, wurde es mir klar und als es mir klar wurde, mußte ich erst mal tief durchatmen. Der guckte ja gar nicht auf den Ball!

Jeder andere Spieler, jeder normale Spieler (er war damals alles mögliche, aber kein normaler Spieler) guckte im Sekundentakt nach unten, vor seine Füße, um sich zu vergewissern, wo der Ball gerade war. Er nicht. Er lief… nein, er lief nicht, er war schneller, er rannte… Quatsch, für einen Renner waren seine Bewegungen viel zu elegant, auch wenn er sauschnell war, er rannte nicht, er eilte, genau, er eilte hoch erhobenen Hauptes über den Platz, während seine Augen den günstigst postierten Mitspieler suchten und die Formation des Gegners überblickten, und beinahe niemals hat er den Blick senken müssen. Der Ball war sein Freund. Er wußte, wo der Ball war. Da mußte er nicht nachgucken.

Dann war da die Handbewegung. Wenn ein Mitspieler den Ball versemmelt hatte, den er ihm gerade zentimetergenau in den Fuß gespielt hatte. Wenn einer der Manndecker sich mit einem Oma-Trick hatte düpieren lassen, so dass er selbst eingreifen musste, wenn irgendeiner der Stolperbrüder, mit denen er gezwungenermaßen zusammen spielen musste, sich mal wieder beim kleinen Fußball-Einmaleins verrechnet hatte, dann machte er diese kleine, wegwerfende Geste mit der Hand. Als wollte er sagen „Vergeßt den Blödmann, der lernt’s eh nie.“ Seine Mitspieler pflegten die Geste mit zusammengebissenen Zähnen zu erdulden. Nur der Torwart soll ihm einmal „Wenn du diese Handbewegung noch einmal machst, falle ich vor allen Leuten auf die Knie und bete dich an!“ zugerufen haben.

Tja, und dann diese weiten, das Spiel öffnenden Pässe. Wenn man den ersten dieser Pässe gesehen hat, hielt man die Luft an. Das waren unglaubliche Dinger, die er da aus dem Fußgelenk raushaute. Ja, aus dem Fußgelenk. Jeder andere hätte sich den Ball vorlegen und mit dem Schußbein ziemlich weit ausholen müssen, um den Ball 40, 50 oder 60 Meter nach vorne zu spielen. Er konnte eine solche Länge mit einem lässigen Schnickser aus dem Fußgelenk erreichen, und allein diese Fähigkeit wäre atemberaubend gewesen, wenn da nicht noch die unglaubliche Präzision dieser Pässe gewesen wäre. Er konnte diese Pässe so präzise timen, dass der Adressat des Balls einfach in dem Moment blind losspurten konnte, wenn der Schnickser aus dem Fußgelenk kam. Er wußte, dass er den Ball problemlos würde mitnehmen können, weil er ihm im vollen Lauf im richtigen Moment vor den richtigen Fuß fallen würde. Ja, es waren solche Pässe. Man gewöhnte sich nicht an sie. Man staunte immer wieder, wenn er so ein Ding raushaute.

Er selber wußte übrigens im Moment, da der Pass seinen Rist verlassen hatte, ob der gelungen war oder nicht. Wenn er stehen blieb, dann war es ein guter Paß. Der würde zentimetergenau auf dem Fuß des anvisierten Mitspielers landen, der dann das seine mit diesem ihm in prachtvollster Weise dargebrachten Ball machen mußte. Das weitere lag nicht mehr in seiner Verantwortung. Das tat es aber sehr wohl, wenn ihm der Paß einmal – was selten, aber doch gelegentlich geschah – mißlang. Dann setzte er sofort dem eigenen Ball nach, weil er wußte, dass die Chance bestand, dass er zurückkommen könnte. Und da er auf dem Feld grundsätzlich eher Stratege denn Taktiker war, versuchte er fast immer, Gefahren bereits im Keime, das heißt in der Nähe der Mittellinie zu ersticken. Auch wenn er selbst nur allzu deutlich wußte, dass er der unbestritten beste letzte Mann der Fußballgeschichte war und vermutlich bleiben würde, er wußte um das Risiko letzter Mann zu sein und vermied es, wenn es irgend möglich war. Er wollte nicht brillieren, weil er nicht brillieren mußte: Wenn man ihn und die anderen einundzwanzig spielen sah, merkte auch der Uneingeweihte in Sekundenbruchteilen, wer der beste Spieler auf dem Platz war.

Der beste? Nein, das trifft es nicht ganz. Er war die Ausnahme. So hab ich ihn gesehen. So hat er gespielt, der Franz.

[Tipp der Woche] Besser als Rincewinds Ruf – „The Color of Magic“ auf Blu-ray

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Video-Link: https://youtu.be/yc-mj1IZ-Kw?si=C_QAn0ql6rBjAH3I

Die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett sind ein Fest für Freunde der Fantasy – eine bessere, komischere Lektüre in diesem Genre ist kaum zu finden. Mit den Verfilmungen der Werke sieht’s allerdings ein wenig mau aus, ein richtiger Kracher war nach allgemeinem Konsens der Fans und des Kinopbulikums bisher nicht dabei. Wobei man meiner Meinung nach der Mini-Serie „The Color of Magic“ unrecht tut. Dieser Zweiteiler, der ziemlich nah an den ersten beiden Scheibenwelt-Romanen (mit Rincewind, dem unfähigsten Magier aller Zeiten) 2008 herausgekommen ist, unterhält einen – trotz der etwas preiswerten Machart – prächtig. Diese Woche kommt das Teil auf Blu-ray raus.