Das Deppen-Rechteck

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Richtig. Rauchen ist schädlich. Aber rauchen ist auch Genuss. Ein Genuss, der mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Unterm Strich sollte man das Rauchen sein lassen, wenn man den vernünftig ist/wäre. Was man aber AUCH sein lassen sollte, ist Raucher zu diskriminieren und gesellschaftlich zu ächten. Das nimmt manchmal für mich absurde Züge an:Kennt ihr diese aufgemalten Rechtecke in die man sich als Raucher zu stellen hat?
Kennste? Kennste?
Wer diese drei Fragen verneint hat, ist noch nie Zug gefahren.
Für die also, die nicht in den Genuß des fulminanten Services der Deutschen Bahn AG kommen, sei folgendes beschrieben:
Laut Hausordnung des o.g. Dienstleisters darf man auf deren Gelände nur in den ausgewiesenen Raucherzonen… richtig! Rauchen.
Diese Raucherzonen sind nicht etwa umschlossene Räume, sondern – ihr habt es erraten – aufgemalte Rechtecke. Wohlgemerkt: Wir befindet uns unter freiem Himmel! Und da wird dann auf dem Boden eine Grenze gemalt, innerhalb derer ich legal rauchen darf!? weiterlesen…

Nur eine Mietsache

"Alter Raucher" von David Teniers dem Jüngeren  [Public domain], via Wikimedia Commons

„Alter Raucher“ von David Teniers dem Jüngeren [Public domain], via Wikimedia Commons

Gestern hat der Bundesgerichtshof ein Urteil in einer Mietsache gesprochen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dem Düsseldorfer Rentner Friedhelm Adolfs war die Wohnung fristlos gekündigt worden, weil Nachbarn sich durch den aus seiner Wohnung dringenden Geruch nach Zigarettenrauch belästigt fühlten. Herr Adolfs – so hieß es – würde seine Mietwohnung nicht oder nicht ausreichend lüften und seine Aschenbecher nicht rechtzeitig genug leeren, so dass seine Nachbarn durch den Geruch belästigt und gesundheitlich beeinträchtigt werden, hatte der Vermieter angegeben, und das Düsseldorfer Landgericht hatte ihm Recht gegeben. weiterlesen…

Where The Flavour Was…

Eine Vorschau auf einen arte-Themenabend über das Rauchen

Mein Lieblingskino in West-Berlin war das Filmkunst 66, damals noch direkt an der Ecke Bleibtreu-, Niebuhrstraße gelegen. Ein Flachbau mit riesigem Vorführsaal, vierzig Sitzreihen, roter Vorhang, gereffte Wandbehänge. Ich kam immer gerade dann in die Vorstellung, wenn ein leichter Wind das Präriegras auf der Zwanzig-Meter-Leinwand wogen ließ. Pferde schnaubten, Sonnenuntergang, die Zippos klickten: Zigaretten-Werbung.

Eines Abends wollte der Ausflug nach Marlboro-Country kein Ende nehmen. Immer neue Einstellungen zeigten die nordamerikanische Grassteppe im Abendlicht, überwölbt von phantastischen Wolkengebirgen. Als die Cowboys dann auch noch eine Unterhaltung begannen, musste ich lachen. Das war ja bereits der Hauptfilm!

Es war ein genialer Einfall der Werbeagentur von Philip Morris, die Zigarettenpause mit starken Bildern des Western-Genres zu verbinden. Ein männliches Verlangen nach „Freiheit und Abenteuer“ und große Erzählungen wurden mit dem kurzen Genuss aus der Schachtel verknüpft. Man musste das nicht zu Ernst nehmen, konnte sich auch selbstironisch auf die Versprechen des Markenimages beziehen. „Come to where the flavour is“ war eine Verlockung, die Marlboro zur meistverkauften Zigarette machte.

Wie ärmlich dagegen der aggressive aktuelle Slogan „Don‘t be a maybe“, den man treffend nur mit „Sei kein Schlappschwanz!“ übersetzen kann. Soll das die Antwort auf die von den EU-Gesundheitsministern verordneten Warnaufkleber sein? Der Western-Fan weiß, wie die Geschichte weiter geht. Denn solche Parolen ruft beim Rückzugsgefecht der Bösewicht, der bald mit dem Gesicht im Staub liegen wird.

Am Sonntag soll uns auf arte erzählt werden, wie es dazu kam, dass die Volks- und Lifestile-Droge Zigarette, ihre Konsumenten und Hersteller in die Defensive gerieten. Der Sender kündigt im Abendprogramm vier kurzweilige Beiträge zum Themenabend „Tabak: Die ungefilterte Wahrheit“ an.

Zum Auftakt um 20:15 Uhr wird die bissige amerikanische Film-Satire „Thank You for smoking“ gesendet. Sie handelt vom rhetorisch brillianten und überaus charmanten Tabak-Lobbyisten Nick Naylor, der in atemberaumend frechen Dialogen jede kritische Situation in seinem Sinne meistert: in einer Fernsehshow mit Vertretern von Gesundheitsorganisationen, in einer Anhörung vor dem Kongress, und sogar beim Besuch des krebkranken Marlboro-Manns. Zu einem wunderbaren Panoptikum aus Eiferern und Schurken gehören auch die Kollegin von der Alkoholindustrie und der Waffenlobbyist, mit denen Naylor sich regelmäßig trifft. Wer sich mit einem Appetizer davon überzeugen lassen will, dass er zumindest diesen Beitrag nicht verpassen sollte – die ersten acht Minuten der deutschen Fassung von „Thank You For Smoking“ kann man sich schon einmal auf YouTube ansehen.

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Video-Link: http://youtu.be/jqxc4z7mgxM

Von der Dokumentation „Stört es Sie, wenn ich rauche?“ (21:45 Uhr) können wir eine Zeitreise durch die letzen zwanzig Jahre erwarten – zurück in verqualmte Warteräume und Zugabteile; Wiedersehen mit Politikern und Journalisten, die vor der Kamera rauchen; Fernsehwerbung, die den Sexappeal des Zigarettenrauchers lässig oder elegant in Szene setzt. Und weil es sich um eine französische Produktion handelt, werden wir wohl auch Gilbert Bécaud oder Serge Gainsbourg mit einer filterlosen Gitanes auf der Bühne wiedersehen. Heiter soll es zu gehen, wenn wir mit diesen Erinnerungen konfrontiert werden. Aber es geht auch um die ernste Frage, wie sich der Wandel des Raucher-Images in der Öffentlichkeit und in unseren Köpfen vollzogen hat.

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Video-Link: http://youtu.be/dY9PY4r83p8

Ebenfalls mit Humor wird das Thema des Abends in der Dokumentation einer Entwöhnung „Ich rauche nicht mehr!“ behandelt (22:35 Uhr) und mit dem kurzen Film „Eine letzte Zigarette“ (23:25 Uhr), deren Schlüsselszenen auf dem Raucher-Trottoir vor einem Restaurant spielen.

Nach dem langen arte-Abend über den Rückzug der Zigarette wird die Frage sein, wie es eigentlich weitergeht. Wie werden die Raucher weitere zwanzig Jahre Gesundheitskampagnen und zunehmende gesellschaftliche Verachtung verkraften? Wird die Weltgesundheitsorganisation ihr Ziel eines rauchfreien Planeten erreichen? Vielleicht hat der Konstrukteur Kristoffer Myskja mit seiner „Smoking Machine“ die Antwort gefunden:

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=VoBGau9623I&feature=related

Enrico Troebst ist hier bei „Männer unter sich“ Autor in der Smoker’s Corner und schreibt an seinem eigenen september-blog. Dort ist zur Zeit Sendepause – solange, bis ihm zu seinem Thema „Wenn man nicht mehr vierzig ist“ wieder etwas einfällt.

Wie die Pfeife eines Mannes – Noch ein Beitrag zur Grass-Debatte

Pfeifenraucher Günter Grass

„Es könnte im Blog durchaus mal wieder über Politik gestritten werden. Und mich interessiert, was Günter Grass regelmäßig dazu antreibt, erst eine kontroverse Debatte anzufachen und sich anschließend darüber zu beklagen, dass man ihn als Brandstifter denunziere. Ihr seid doch beide Pfeiferaucher …“.

Mit etwa diesen Worten forderte Chris Kurbjuhn jüngst meine Expertise auf dem Gebiet der Pibologie heraus – einer noch jungen Wissenschaft, als deren Begründer ich mich bezeichnen darf. Anlass für meine Forschungstätigkeit war die Frage, warum die über Jahrhunderte entwickelte Kultur des Pfeiferauchens offensichtlich im Niedergang begriffen ist? weiterlesen…

Auf der Hotel-Terrasse

So trist muss keine "Smokers Corner" sein

Gern beantworte ich bei Aufenthalten in Tagungsstätten und Hotels die Gäste-Fragebogen. „Waren Sie mit unserem Service zufrieden?“, will man von mir wissen oder: „wie beurteilen Sie das Angebot unserer Küche?“. Am Ende gibt es immer ein paar freie Zeilen, in die ich meine „sonstigen Anregungen und Wünsche“ eintragen kann. Das nutze ich dann, um meine Bedürfnisse als rauchender Gast zu artikulieren: „Könnten Sie den Aschenbecher nicht auf einer weniger zugigen Terrasse aufstellen und diese zudem überdachen?“ Die Gesundheitsgefährungen durch das Rauchen nehmen nämlich bei Erkältungswetter zu. weiterlesen…

Kleines Seminar über das Pfeiferauchen V – Schlusslektion: FAQ

PfeifeZum Abschluss dieses Pfeiferauchen-Seminars soll ergänzt werden, was an wichtigen Informationen bisher noch keinen Platz gefunden hat. Neben technischen Fakten kommen auch hier wieder persönliche Vorlieben zum Ausdruck. Denn Pfeiferauchen ist eine individuelle Passion, bei der jeder seinen eigenen Stil entwickelt. weiterlesen…

Kleines Seminar über das Pfeiferauchen IV – Pfeifenpflege und -zubehör

Pfeifenraucher Georges Simenon

Wenn die Pfeife schmecken soll, dann muss sie gepflegt werden. Beim Rauchen bilden sich Ablagerungen und Kondensate, die unter Kontrolle gehalten werden müssen. Wer die entsprechenden Vorkehrungen unterließe, hätte nicht nur selbst den Schaden einer schlecht schmeckenden Pfeife, sondern er würde auch zum Gespött der passiven Mitraucher. Deren Nasen sind nämlich sehr sensibel. weiterlesen…

Mittelalterliche Tabakpfeifen schnitzen

Reinhold Klein

Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit dem Mittelalter, so um das 12. Jahrhundert. Als Pfeifenraucher stellte ich mir die Frage, ob damals geraucht wurde. Ich habe viele Diskussionsforen durchsucht, aber so richtig wurde meine Frage nicht beantwortet. Bis ich auf einen Wikipedia Artikel gestoßen bin. Natürlich wurde damals kein Tabak geraucht, denn wie jeder weiß, wurde dieser bei uns bekannt nach dem Amerika entdeckt wurde und das war 1492. Es gibt zahlreiche heimische Pflanzen, die geraucht werden können, aber dazu später mehr.  Weiter dafür spricht, dass wir Menschen den Genuss mögen. weiterlesen…

Kleines Seminar über das Pfeiferauchen III – Tabak und Rauch

Pfeifenraucher Günter Grass

Selbst kleinere Rauchwaren-Fachgeschäfte (nicht gemeint sind: Zeitungshändler) bieten dem Pfeiferaucher eine staunenswerte Vielfalt unterschiedlicher Markentabake an. Bei den grossen Pfeifenhändlern kommen zur erweiterten Auswahl auch noch spezielle Manufakturerzeugnisse sowie Importe hinzu. Unterscheiden lassen sich die Angebote nach dem blending (der Mischung der verwendeten Tabaksorten und der Aromatisierung) sowie dem Schnitt. Je gröber die Schnittbreite, desto kühler lässt sich der Tabak rauchen. weiterlesen…