[Männeressen] Gericht mit Geschichte – die gute Curryrahmsuppe

Über zehn Jahre lang schreib ich jetzt Kochrezepte in dieses Blog hinein, und eins der Gerichte, die ich am längsten Koche, hab ich noch nicht verbloggt. Das muss sich sofort ändern, zumal das Rezept auch noch eine schöne Geschichte hat. ICh hab’s nämlich aus einer dieser Schrottkochzeitungen, die man im Supermarkt an der Kasse mitnehmen kann. Normalerweise lass ich ja diese Zeitungen links liegen, aber irgendwann in den Achtzigern war da Werner-Cartoonist Brösel auf dem Titelbild, und damals war Werner neu, angesagt, total wild und vor allen Dingen saukomisch, da hab ich das Heft mitgenommen. Und im Heft hat Brösel sich dann beschwert, dass eine Tütensuppenfirma, Knoggi oder so, die gute, gute Curryrahmsuppe aus dem Programm genommen hat und ihn gewzungen hat, die gute, gute Curryrahmsuppe nachzubauen. Und da stand dann das Rezept, und das war so gut, dass ich das heute noch koche. weiterlesen…

[Männeressen] Ohne jede Bitterkeit – klassisches Schmorgurkengemüse

Eins der unterschätztesten Gemüse überhaupt ist die biedere, dralle Schmorgurke. Liegt es an den Gurkenskeptikern, die – von der turbogezüchteten Salatgurke kommend – meinen, Gurken schmeckten grundsätzlich nach nichts? Liegt es am FDP-fernen Ruf der Schmorgurke als typisches Arme-Leute-Essen. Oder liegt es daran, dass jemand schon mal ein verdammt bitteres Stück Schmorgurke auf dem Teller hatte, und seitdem zu Schmorgurken respektvollen Abstand hält? Tja, damit ist es vorbei, gegen die eventuelle Bitterkeit der Gurke gibt es ein probates Mittel, und weil die Gurke sich schnell (eine KüBi1 und problemlos zubereiten lässt, machen wir sie heute einfach mal!

Aber erst gehen wir mal einkaufen. Für 4 Personen als Beilage brauchen wir
2 dicke Schmorgurken
2 Zwiebeln
mindestens(!) 100 Gramm Speck 2
1 Schluck Weißwein
paar Löffelchen Schmand oder Creme Fraiche
frischen Schnittlauch oder Dill

Und das war’s auch schon, denn Butter, Salz, Pfeffer und natürlich lecker KüBi habt ihr ja im Haus.

Wie immer wird als erstes das KüBi geknackt und sinnig angetrunken, dann wird ein passendes, flaches3 Kochgeschirr4 rausgesucht, die Zwiebelchen gepellt und gemeinsam mit dem Speck gewürfelt, und dann kann Mann sich ans Schälen der Kurken machen…

Achtung! Spielentscheidender Move! Beim Schälen entscheidet sich nämlich, ob die Gurke bitter schmeckt oder nicht. WENN eine Gurke bitter ist – was man ihr leider nicht ansehen kann – dann sitzen die Bitterstoffe im Stielansatz. Den schneiden wir also großzügig ab und schälen die Gurke mit dem Sparschäler von der Spitze zum Stielansatz hin, um die Bitterstoffe nicht über die ganze Gurke zu versteilen. Zur Sicherheit noch ein rohes Stückchen vom Stielansatz gekostet, wenn das nicht bitter ist, ist alles gut. Jetzt halbieren wir die Gurken der länge nach und kratzen mit einem Löffel die Kerne raus. Jetzt noch die Gurkenhälften in irgendwie mundgerechte Stücke schneiden und einen Schluck KüBi nehmen, dann können wir endlich den Herd einschalten.

Ordentliches Stück Butter im Kochgeschirr schmelzen lassen, Zwiebel und Speck darin angehen lassen, Gurkenstücke dazu und andünsten. Wenn’s anfängt, in der Küche appetitlich gurkig zu riechen, riskieren wir einen Blick ins Kochgeschehen: Ziehen die Gurken a) wenig oder b) viel Flüssigkeit? Je nachdem löschen wir nun mit einem a) kleinen oder b) großen Schluck wein ab. Die Gurken sollen in wenig Flüssigkeit schmoren, nicht irgendwie blubbernd in ihrer Brühe kochen. Wir salzen, pfeffern und machen einen Deckel drauf. Für zehn, zwanzig, fünfundzwanzig Minuten, das weiß man vorher nicht. Die eine Gurke braucht länger zum Weichschmoren als die andere, keine Ahnung, woran das liegt.

Die Wartezeit nutzen wir, um die Kräuter kleinzuschneiden, mit denen wir gleich unsere Schmorgurken vollenden werden. Und um das zuzubereiten, zu dem wir die Gurken essen wollen, also Steak, Schnitzel, oder einen gebratenen Fisch. Ich hab das letzte Mal gebratene Campingzeltbefestiger dazu gemacht, das kam sehr gut.5. Wenn die Gurken weich sind, schalten wir die Hitze runter, damit die Sahne, die wir jetzt utnerrühren, nicht ausflockt. Dazu noch die kleingeschnittenen Kräuter – Dill dominiert, Schnittlauch rundet eher ab – dazurühren, abschmecken (manchmal werden die Gurken ein bisschen zu süßlich, dann hilft Zitronensaft) und die Herrlichkeit zu Tisch tragen. Dazu das nächste Bier. Oder ein ordentlicher Riesling.

Mahlzeit!

Lifehack: Das Whatsapp-Notizbuch

„Das ist jetzt nicht unbedingt die aller-originellste Idee, sich mit einem Messenger selbst Nachrichten zu schicken“, dachte ich, als ich von diesem Whatsapp-Trick (der natürlich auch mit anderen Messengern wie Signal oder Threema funktioniert) zum ersten Mal gehört hab, aber dann hab ich’s ausprobiert, und seitdem nutze ich diese Quasi-Notizbuch-Funktion beinahe täglich. Die Sache an sich ist schnell eingericchtet: Einfach einen neuen Chat mit sich selber anfangen – wofür man die eigene Handy-Nr. natürlich in seinen Kontakten gespeichert haben muss – an sich selbst die erste Nachricht schicken und fertig. Zusätzlich kann man diesen Chat dann noch festpinnen (lange auf den Chat drücken, dann erscheint oben das Pin-Symbol, was man aktivieren kann), dann ist er immer oben in der Chatliste und man kann schnell darauf zugreifen.

Das eigentlich praktische an der Sache ist, dass man sich jetzt nicht nur Notizen als Nachrichten schicken kann, sondern dass man in diesem Chat unkompliziert (über die jeweilige „Teilen“-Funktion) Webseiten, Tweets und solches Zeugs an sich weiterleiten und so speichern kann. Für die „Links der Woche“ ist dieser Trick mittlerweile ein unverzichtbares Tool, das ich sehr häufig nutze, wenn ich unterwegs mit dem Handy auf interessante Geschichten stoße. Ich wüsste derzeit nicht, wie ich ohne mein Whatsapp-Notizbuch auskommen sollte.

[Männeressen] Nichts für empfindsame Nasen – Campingzeltbefestiger, gebraten

Gebratene Heringe sind eins meiner Lieblingsessen. Das zarte, sehr aromatische Heringsfleisch, die Haut, die wunderbar knusprig wird, die Tatsache, das frisches, kaltes Bier das beste Beigetränk zu dieser Delikatesse ist… Supersache! Trotzdem mach ich die Campingzeltbefestiger eher selten, meistens im Sommer. Weil ich dann bei sperrangelweitoffenem Fenster kochen kann. Denn das ist der Nachteil des gebratenen Herings: er hat ein eigenes, sehr kräftiges Aroma, das ziemlich lange in der Küche1 hängen bleibt, selbst wenn man während der Braterei die Dunstabzugshaube in Volllast laufen lässt. Aber was soll’s, ein paar Mal im Jahr muss das einfach sein, und so anderthalb Tage später können auch Heringshasser wieder zu Besuch kommen. weiterlesen…

Seeteufel auch! Safran-Fisch frisch aus dem Ofen

Foto: User Meocrisis on de.wikipedia, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Erstaunlich viele Menschen mögen keinen Fisch. Meines Erachtens – ich kann mich natürlich irren – liegt das nicht unbedingt am Geschmack, weil es DEN typischen Fischgeschmack eigentlich nicht gibt. Ich denke, die meisten Menschen stören sich nicht am Geschmack der Viecher, sondern haben schlicht und einfach keinen Bock auf die Gräten. Die sind pieksig, fummelig zu handhaben, eklig im Mund, wenn man doch einmal eine erwischt hat, und schlimmstenfalls kann man so gar daran ersticken, solche Horror-Stories kennt jeder. Doch den Gräten-Horror kann man vermeiden, ohne gleich zu Fischstäbchen oder Schlemmerfilet zu greifen. Der Ausweg heißt Seeteufel. Der Seeteufel sieht – zugegeben – ziemlich fies aus, kommt aber meist ohne Kopf und Haut in den Verkauf, so dass man den Plan, die Kinder mit dem Viech zu erschrecken, gleich wieder verwerfen kann. Aber beim Fisch kommt’s – wie beim Menschen – mehr auf die inneren Werte an, und hier kann der Seeteufel richtig punkten. Er hat festes, saftiges und vor allen Dingen umempfindliches Fleisch, ein paar Minuten zu lange in der Pfanne oder im Ofen machen ihm nichts aus, wo Sensibelchen wie Kabeljau oder Zander schon empört zerfallen. Und der Seeteufel ist komplett grätenfrei, er hat nur einen großen Rückenknochenknorpel, den noch nicht mal ein Breitmaulfrosch versehentlich ins Mail bekommen kann. Und noch ein Vorteil: Ich hab ein narrensicheres Rezept für euch – mit ordentlich Knoblauch, Safran und Gedöns, das trotzdem schnell geht: eine KüBi1-Länge, maximal zwei steht ihr am Herd, mehr nicht, versprochen. weiterlesen…

[Männeressen] Abwechslung aus Bozen

Die Spargelsaison läuft, hier in Berlin stehen die Spargelstände an den Straßenecken und man kann sich jeden Tag die quietschfrische Ware aus Beelitz mit nach Hause nehmen. Für mich als Spargelfreund ist das das Paradies, und da meine Frau ein ebenso großer Spargelfreund ist wie ich, kommt bei uns derzeit ca. zweimal pro Woche unser Lieblingsgemüse auf den Tisch. Da hat man Hollandaise und zerlassene Butter relativ schnell über und sucht nach Abwechslung. Dieses Jahr hab ich was Neues entdeckt: Bozner Sauce. Kannte ich nicht. Passt prima und ist schnell gemacht.  Meine derzeitige Lieblingssauce zum Spargel kommt tatäschlich aus Bozen. weiterlesen…

Wordle für Fortgeschrittene: Quordle und Octordle

Wer hätte denn gedacht, das ein an und für sich ziemlich simples Wort-Ratespiel die Welt derart in Bann ziehen würde? Seit ein paar Wochen trendet Wordle, und die sozialen Netzwerke sind voll mit Menschen, die täglich ihren Wordle-Spielverlauf teilen. Was sicherlich ein Grund für den Erfolg dieses Spiels ist: das unkomplizierte Teilen des eigenen Erfolgs bzw. Misserfolgs mit anderen. Ein anderes, wesentliches Erfolgsgeheimnis ist sicherlich die weise Beschränkung der Wordle-Macher: pro Tag gibt’s ein neues Rätsel, mehr nicht. Durch diese Verknappung bleibt das Spiel interessant, auch wenn man das Spielprinzip bereits durchschaut hat. Was im Übrigen nicht sonderlich schwer ist. weiterlesen…

[Männeressen] Der ordinäre Stinker wird zum Küchenhelden – Blumenkohlauflauf mit Cheddar

Früher konnte man mich mit Blumenkohl jagen. Ich hielt es mit dem seligen Wolfram Siebeck, der in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mal einen analogen Shitstorm ausgelöst hat, als er in einer seiner Fresskolumnen den Blumenkohl als „ordinären Stinker“ bezeichnet hat. Da war was geboten, aber ich verstand ihn: Wenn man Blumenkohl zu lange kocht, dann zeigt er sich geschmacklich und vom Geruch her definitiv nicht von seiner besten Seite. Der Gamechanger ist, den Blumenkohl nicht zu kochen, sondern im Backofen zu garen, dann verliert er jede Muffigkeit. Er scheint ein bisschen wie Single Malt Whisky zu sein, je weniger Wasser, desto besser. Und zusammen mit geriebenem Cheddarkäse zeigt sich Blumenkohl von seiner allerbesten Seite, wie im folgenden Auflauf, bei dem noch Ergänzungsgemüse, Crème fraîche und das ein oder andere Speckwürfelchen hinzukommen. weiterlesen…

[Männeressen] Rosensoulauflauf

Aufläufe mit Rosenkohl sind für mich der Inbegriff von Soulfood. Soulfood wie Futter für die Seele. Wenn draußen die Temperaturen ins nasskalte Minus absacken und wenn man beim Blick aus dem Fenster den Depri-Geier höhnisch grinsen sieht, dann braucht’s was wärmend Fettiges für Bauch UND Seele, um sich wohl zu fühlen. Und da ist Rosenkohl ideal, weil der erst richtig in Fahrt kommt, wenn ihm so fettig-speckige Aromen beigegeben werden. Und Käse, natürlich. Rosenkohl kann gut mit Käse. Deshalb mach ich im Winter alle zwei, drei Wochen einen Rosenkohlauflauf. Auch weil er – wie alle Aufläufe – meistens noch besser schmeckt, wenn man ihn aufwärmt. Das ist aber haargenau das Problem bei diesem Auflauf: Bei dem bleibt meistens nix zum Aufwärmen übrig. weiterlesen…

[Männeressen] Blonkettevo oder das beste Kalbsfrikassee aller Zeiten

Kalbsfrikassee – das war mal ein beliebtes, herrliches Sonntagsessen.  Auch bei unseren französischen Nachbarn, die traditionell wissen, was gut ist, kommt es als „Blonkettevo“ 1 auf den Tisch. Hierzulande ist Kalbsfrikassee selten geworden. Kalbfleisch ist ziemlich aus der Mode gekommen, was vielerlei Gründe hat. Zum einen ist der Ruf von Kalbfleisch seit einiger Zeit wegen diverser Lebensmittelskandale nicht mehr der Beste, zum anderen schmeckt Kalbfleisch heute oft langweilig bis fade, und wer möchte sich denn sowas („Schonkost“) auf den Teller packen? Aber da gibt’s eine Alternative: langes, gemächliches Schmoren des Materials. Ossobuco-Freunde wissen, was ich meine. Und wenn man beim Kalbsfrikassee die Schmorzeit verlängert, bekommt man eine ausverschämt leckere Delikatesse auf den Tisch. Aber wie soll das gehen, ohne dass das zarte Fleisch trocken wird? weiterlesen…