Comedy-Sommer: Kurzgeschichte – Der Brunnenkauf

„Schatz, was hältst du davon, wenn wir direkt vor unserer Terrasse im Garten einen kleinen Springbrunnen aufstellen?“
„Sanftes Geplätscher von Wasser an einem sonnigen Abend bei einer guten Flasche Wein und danach… Mein Flo, du hast immer so tolle Ideen! Ich liebe dich!“
„Heute Vormittag liegt nichts bei mir an und Jan kommt erst morgen von der Klassenfahrt zurück. Wir könnten in den Restpostenmarkt fahren, da gibt es gerade Springbrunnen im Angebot.“
„Super, ich räume nur eben die Küche auf, dann können wir gleich los.“ weiterlesen…

Comedy-Sommer: Kurzgeschichte – Keine Erholung in Bottenhusen

„Schatz, ich hoffe, du hast an das Öl gedacht?“, fragte mich meine Frau Silvia.
„Wie? Was für ein Öl?“
In diesem Moment schoss es mir ein, ein Blick auf das Instrumentenbrett bestätigte meinen Verdacht: Die Ölstandsanzeige leuchtete glutrot wie eine aufgehende Sonne! „Oh, verdammt! Nicht schon wieder!“
„Da du ja so ein schlaues Kerlchen bist, wirst du gewiss rechtzeitig eine Dose mit Ersatz besorgt haben?“
Natürlich hatte ich kein Ersatzöl dabei, nur wie sollte ich Silvia das erklären, ohne mich wieder ihrem Gespött ausgesetzt zu sehen?
„Ich fahr´ mal rechts ´ran und schaue im Kofferraum nach.“ weiterlesen…

Patient kommt von geduldig

„Jetzt hetz´ doch nicht so Florian!“, mokierte sich Silvia.
„Ich muss aber dringend“, entgegnete ich, „sonst mache ich mir noch in die Hose.“
Gemeinsam waren wir an diesem sonnigen Samstagnachmittag durch die Innenstadt geschlendert, um uns den Herbstmarkt anzuschauen, ein Tee hier, ein Glühwein da, so hatten wir uns auf dem Weg von einem Stand zum anderen inzwischen recht weit vom Zentrum entfernt. Das interessierte meine inzwischen prall gefüllte Blase in keiner Weise und so machten wir uns auf den Weg zurück, um in einem Cafe auf die Toilette gehen zu können. Als wir endlich eines erreicht hatten, legten wir unsere Mäntel über die Stühle, mir stand das Wasser buchstäblich bis zum Hals, als mich Silvia mit der Frage überraschte: „Wollen wir uns bei dem schönen Wetter nicht nach draußen setzen?“ weiterlesen…

Es hört nicht auf

Schöne Bescherung nach den Feiertagen...

Kurz vor Weihnachten haben wir eine Kurzgeschichte von Thomas Fischer veröffentlicht, in der Weihnachten für den Helden der Story zum Alptraum wird. Der Alptraum ist noch nicht vorbei, wir bringen die Fortsetzung. Viel Spaß!

Den ersten Weihnachtsfeiertag hätte ich am liebsten auch aus meinem Gedächtnis gestrichen, genauso wie den Einkaufstag vor Heiligabend. Ich saß den ganzen Tag allein Zuhause, zog mir ein Video nach dem anderen ´rein und ärgerte mich über mich selbst. Silvia war schon früh mit Jonas zu den Schwiegereltern gefahren und kam erst spät am Abend wieder nach Hause. weiterlesen…

Alptraum Weihnachten

„Schatz, hast Du eigentlich schon ein Weihnachtsgeschenk für unseren Sohn besorgt?“
Siedendheiß lief es mir den Rücken hinunter: Ich hatte mich ja in diesem Jahr bereit erklärt, mich um Jonas´ Weihnachtsgeschenk zu kümmern.
„Nein, mein Engelchen, ich werde das aber sofort erledigen“, versuchte ich meine Frau Silvia zu beruhigen.
„Die Geschäfte haben ja morgen noch bis 12:00 Uhr geöffnet und heute ist ja erst der Nachmittag des 23. Dezember, also bleibt dir genügend Zeit, noch etwas Passendes zu finden!“
Den ironischen Unterton versuchte ich zu überhören, während ich mich auf den Weg machte. Für einen kurzen Moment konnte ich nachvollziehen, warum über manche Menschen Weihnachten jedes Jahr aufs Neue völlig unvorbereitet hereinbricht. weiterlesen…

Wolle mer se neilasse?

Karla Viper

Nichts Böses ahnend saß ich gerade in meinem Büro und öffnete die Post, als die Bürotür aufging. Ich hatte mich eigentlich auf ruhige Arbeitsstunden ohne Laufkundschaft eingestellt, denn bei diesem Wetter mochte kein normaler Mensch das Haus verlassen. Der Wind trieb eisige Kristalle durch die Luft, die wie winzige Rasierklingen in jedes Stück unbedeckter Haut fuhren. Der auf den Straßen gefrorene Schnee trug dazu bei, dass kaum jemand ohne einen notwendigen Grund hinausging, weil er Gefahr lief, sich auf dem glatten Boden ernsthaft zu verletzen.
Eine dampfende Tasse Tee und leise Musik aus dem Radio sorgten für eine wohlige Atmosphäre in meinem Büro. Nicht einmal ein Klingeln des Telefons störte diese Ruhe. Doch unvermittelt hielt der Winter in Form einer weiblichen Person Einzug, die die äußere Kälte wie eine zweite Haut übergestreift zu haben schien, denn im gleichen Moment fiel zunächst der Dampf über meiner Teetasse als feiner Schnee zurück auf den Tisch.
Besonders hübsch konnte ich meine Besucherin nicht nennen, wenig Humor schien ihr wegen der heruntergezogenen Mundwinkel eigentümlich zu sein. Deren scharfen nach unten zeigenden Falten unterstrichen noch ihre harten Gesichtszüge. Selbst der Gang in den Keller dürfte dieser Frau kaum genug Einsamkeit verschaffen, um auch nur die Andeutung eines Lächelns auf ihre Lippen zu zaubern. Genauso farblos wie sie selbst wirkte ihre Kleidung. Eine solche Person hatte ich zuletzt erleben müssen, als mein Sohn in den Vorbereitungen zu seiner Erstkommunion steckte und ich als Elternteil ebenfalls den Bekehrungsversuchen des Pfarrers ausgesetzt war. Unterstützt wurde der Kirchenvertreter damals von einer Frau, Typ „alte Jungfer“ mit Haaren auf den Zähnen, die ihr einziges Heil offensichtlich nur noch in der Glaubensvermittlung mit dem Feingefühl eines Dampfhammers suchte. Wegen dieser Erfahrungen vermutete ich auch diesmal wieder zunächst eine kirchliche Repräsentantin.
„Guten Tag, mein Name ist Karla Viper, ich bin Mitglied des Karnevalsvereins „Der fidele Lachsack“.“
Völlig überrascht von dieser unvermuteten Offenbarung und im Kampf, ein Lachen zu unterdrücken, bat ich die Dame, Platz zu nehmen. Ohne erkennbaren Grund verstummte plötzlich die Musik, während ich die Bildung der ersten Eiskristalle in meinem gerade eben noch fast kochend heißen Tee wahrnahm.
Die Frau ließ ihren Mantel selbst dann noch bis zum Hals zugeknöpft, nachdem sie sich stocksteif hingesetzt hatte. Mit bitterer Miene fuhr sie fort: „Unser Karnevalsverein „Der fidele Lachsack“ feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass geben wir ein Sonderheft heraus, in dem örtliche Firmen sich mit einer Werbung präsentieren können. Wollen Sie auch?“
Der Gedanke, warum gerade diese wie ein Handlanger des Todes wirkende Frau Mitglied in einem Karnevalsverein war, ließ sich nicht verscheuchen: Sollte die Fröhlichkeit der fidelen Lachsäcke nur über ihre Verbitterung hinwegtäuschen? Oder verkörperte sie das Omen für einen Karnevalsverein, der seinen Zenith bereits überschritten hatte? Wie dem auch sei, ohne Grund bringt es kein Verein auf eine fünfzigjährige Tradition daher traf ich eine fatale Entscheidung.
„Was soll denn die Werbung kosten?“
„Unser Heft hat das Format DIN A5, das sind 148 Millimeter in der Breite und 210 Millimeter in der Höhe“, startete Sie in einem eisig monotonen Tonfall, den sie konsequent weiterführte.
„Die kleinste Anzeige wäre eine achtel Seite, das sind entweder 18,5 Millimeter in der Breite und 210 Millimeter in der Höhe oder 148 Millimeter in der Breite und 26,25 Millimeter in der Höhe und kostet Sie € 12,50. Die nächste Größe ist eine viertel Seite…“
Obwohl sie bislang nur kurz geredet hatte, zog die Schwerkraft unterstützt von der Monotonie des Vortrages zunehmend an meinen Augenlidern. Inzwischen fand sich in meiner Teetasse ein völlig durchgefrorener brauner Eisblock, das Blut war aus meinen Händen entwichen, selbst meine Gesichtszüge begannen sich zu verhärten.
„…die halbe Seite kostet Sie € 50,00, als nächstes dann…“, ratterte sie unentwegt weiter.
Mein Heil sah ich einzig nur noch in einer schnellen Entscheidung für einen Werbeplatz.
„Sie haben mich überzeugt, ich nehme eine halbe Seite“, unterbrach ich sie.
„Dann brauche ich von Ihnen noch ein Logo und den Text. Hier ist meine Visitenkarte, dahin schicken sie alles. Die Rechnung stellen wir ihnen anschließend. Haben sie noch Fragen?“
„Nein, nein“, ein „Euer Gnaden“ konnte ich mir gerade noch verkneifen.
Mit einem beinahe drohend wirkenden „Auf Wiedersehen“, verließ sie fast hinaus gleitend mein Büro. Ich öffnete zunächst einmal alle Fenster und Türen, denn ich befürchtete, der Depression zu verfallen, der Körper war zwar gegangen, aber die von ihm verbreitete Aura schien sich krampfhaft in den Ecken des Büros festsetzen zu wollen. Plötzlich erfüllte erneut leise Musik den Raum, der Eisklotz in meiner Teetasse begann zu schmelzen, langsam wich die leichenartige Fahle meiner Hände einem gesunden Farbton.
Die frische Luft tat mir gut und vertrieb die bösen Geister. Bereits nach wenigen Minuten konnte ich meine Arbeit wieder unbelastet aufnehmen, die von der Kälte verhärteten Gesichtszüge lösten sich in ein entspanntes Grinsen auf, das noch eine geraume Weile auf meinen Lippen lag.

Abbildung: Klaus Heilmann, Kunstmalstudio Oldenburg

Thomas Fischer ist freier Versicherungsmakler und entdeckte im letzten Jahr auf Empfehlung seiner Frau die Freude am Schreiben. Ursprünglich am Niederrhein geboren, verschlug es ihn der Liebe wegen in die kleinste Sprachinsel der Welt, ins Saterland. Er ist seit 33 Jahren begeisterter Flugmodellbauer.

Mein erstes Mal: Single Malt

Das wärmt...

Im Nassrasurforum las ich, dass es tatsächlich Männer gibt, die Whisky äußerlich anwenden und als Aftershave benutzen. Na, prima. Dann muss ich gleich vorausschicken, dass ich diesen Leuten keine neuen Erkenntnisse liefern kann, weder in Bezug auf die richtige Handhabe noch die Auswahl einer hauttypischen Whiskysorte. Nach wie vor ziehe ich die Einnahme dieses besonderen Getränkes der Einreibung vor, die ich ehrlicherweise bislang nie probiert habe. Vielleicht gelingt es mir aber mit meinem Beitrag, diesen extravaganten Anwendern das Gespür für die ursprüngliche Bestimmung von Whisky neu zu vermitteln:

Wenn ich das Thema „Whisky“ andenke, so fällt mir als erstes mein langer Weg bis zu der Erkenntnis ein, wie facettenreich dieses hochprozentige Getränk ist. Doch nicht allein der Geschmacksreichtum zeichnet seinen besonderen Genuss aus, die Atmosphäre, die sich beim Trinken hinzugesellt, rundet das Erlebnis wahrlich ab. Ich spreche jetzt nicht von den Käpt´n Böff Böff´s und ähnlichen Marken, die bei namhaften Discountern für wenig Geld zu erstehen sind. Die Allerweltsmarken, deren letzte Geschmacksfeinheiten mit Eis oder Cola gnadenlos neutralisiert werden, sollen ebenso wenig das Thema sein, nein, sondern ich spreche von dem richtigen schottischen Single-Malt-Whisky, in den viel Erfahrung, Geduld und Fertigkeit investiert worden sind, um ihn als echte Ableitung der ursprünglich gälischen Bezeichnung „uisge beatha“, als „Lebenswasser“ zu einem Trinkgenuss werden zu lassen.

Wie gesagt, bedurfte dieses Ziel für mich eines langen Weges, der vor ca. 30 Jahren wohl mit dem Probieren eines Dimple begann. „Whisky kratzt“, war die einzige Erkenntnis, die sich daraufhin fast dogmatisch bei mir festklammerte und jeglichen weiteren Versuch bereits im Keim erstickte. Dieses Dogma hätte wahrscheinlich auch für den Rest meines Lebens bestand gehabt, wenn mich nicht glücklicherweise eines schönen Spätnachmittags im Jahre 2008 mein ehemaliger Nachbar zu einem Fischessen eingeladen hätte. Gemeinsam mit seiner Frau liebten sie Reisen in das Ursprungsland des Whiskys. Aus dieser Liebe erwuchs der Trinkgenuss ebenso wie die Idee, selbst einen Handel aufzubauen, der sich damals noch auf wenige Marken beschränkte, zwischenzeitlich aber auf ein Repertoire von über 200 verschiedenen Sorten sowie allerlei passender Nebenprodukte zurückgreifen kann.

Brennkessel in einer schottischen Destillerie

Zunächst wehrte ich das Angebot meines Nachbarn mit der gewohnt stereotypen Bemerkung über das Kratzen ab, ließ mich aber schließlich ob seiner Beharrlichkeit dann doch hinreißen, einen 10 Jahre alten fruchtigen Talisker zu probieren. Binnen Sekunden löste sich das Dogma in Wohlgefallen auf. Endgültig überzeugte mich schließlich die Teilnahme an einem Whiskytasting. Gänzlich zu meinem Erstaunen fand ich „meinen Whisky“, einen 16 Jahre alten Lagavulin, dessen torfig rauchige Note mich bis heute stets aufs Neue fasziniert. Und das, obwohl ich zeitlebens ein überzeugter Nichtraucher war und bin.

Bereits beim Öffnen der Flasche entsteigt der zarte rauchige Duft, die erste Stufe des Genusses, den ich tief einatme. Der dunkle Bernstein seines Körpers im Tumbler, Ergebnis ruhig verweilender Nachreife in alten Sherry-Fässern, schmeichelt den Augen. Bedächtig schwenkend geht die Erhöhung seiner Temperatur mit der Steigerung der Intensität des Rauches einher. Der erste Schluck: Langsam schwappt die leicht ölige Flüssigkeit über die Zunge, noch ein wenig brennend beim ersten Mal bereitet sie die Geschmacksnerven auf die komplexe Geschmacksstruktur aus Karamell, Jod und Meeresbrise vor, die von einem langen rauchigen Abgang gekrönt wird, der durch ein langsames Ausatmen nach dem Schlucken nochmals nachklingt. Ein wohliges Gefühl breitet sich im Körper aus, Ruhe, Gemütlichkeit. Kann es einen größeren Genuss geben?

Ich bezweifle, dass mir die Einreibung meines Gesichtes und Halses mit Whisky die gleichen Erlebnisse bescheren würde und werde daher auch zukünftig bei der gewohnten Genussmethode bleiben. Es wäre schade, wenn den äußerlichen Anwendern ebenso wie ehemals mir der wahre Genuss so lange oder weiterhin verwehrt bliebe.

Thomas Fischer ist freier Versicherungsmakler und entdeckte im letzten Jahr auf Empfehlung seiner Frau die Freude am Schreiben. Ursprünglich am Niederrhein geboren, verschlug es ihn der Liebe wegen in die kleinste Sprachinsel der Welt, ins Saterland. Er ist seit 33 Jahren begeisterter Flugmodellbauer.

Foto Talisker: Carsten Przygoda  / pixelio.de
Foto Brennkessel: jens_jennsen  / pixelio.de