[Dem Chris seine Filme] Badass im Bayou – „Harte Ziele“

Anfang der neunziger Jahre waren Jean-Claude van Damme und John Woo unter Freunden des eher ungepflegten Action-Films DIE angesagten Männer. Woo hatte mit sardonischem Humor und exquisiten Gewaltchoreographien in einer Serie von Low-Budget-Thrillern den Gangsterfilm neu erfunden, und der Ballett-erprobte van Damme galt als der eleganteste unter den Brutalo-Action-Stars. Von „Harte Ziele“, Woos Hollywood-Debüt mit van Damme in der Hauptrolle, erwartete man nicht weniger als eine Sensation. Und gleiches tun die Fans jetzt, bei der Wiederveröffentlichung auf Blu-ray, denn hierzulande war der Film Jahrzehnte lang nicht offiziell zu sehen – die 1994 erschienene VHS ist sofort auf dem Index gelandet. Wir haben unseren persönlichen Test-of-Time gemacht: Sind die harten Ziele bis 2017 weich geworden?

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/8CS7SJMoaCU

Nataschas Vater Douglas ist in New Orleans verschwunden. Da dieses New Orleans in einem Film steht, in dem Action-Legende John Woo Regie geführt hat, erweist es sich als gefährliches bis apokalyptisches Pflaster. Kein Wunder, dass Natascha bald Hilfe braucht, und die materialisiert prompt in Gestalt Jean-Claude van Dammes, der hier den arbeitslosen Matrosen und vielbeschäftigten Kampfkunst-Experten Chance Boudreaux spielt. Natascha engagiert Boudreaux für 2 Tage, und der sorgt in diesen mageren 48 Stunden nicht nur für einen beeindruckenden Bodycount, sondern findet auch heraus, dass Nataschas Vater, der auf der Straße gelebt hat, einer verbrecherischen Organisation zum Opfer fiel, die in New Orleans zynische Jagdspiele für superreiche Jäger veranstaltet. Emil Fouchon und Pik van Cleef heuern Obdachlose als lebende Ziele an und treiben sie vor die Gewehre ihrer Klienten, die enorme Summen für den „Spaß“ einer Menschenjagd auf den Tisch legen. Als Natascha, Chance und dessen Onkel Douvee den beiden in die Quere kommen, beginnt eine neue Jagd. Doch diesmal dreht die Beute den Spieß um, aus Jägern werden Gejagte und schließlich kommt es zu einem grandiosen Showdown in einem verlassenen Lagerhaus.

Soweit die Handlung. Cineasten, die 1993 ins falsche Kino geraten waren, vermerkten verwirrt, dass „Harte Ziele“ ein Remake des Horror-Klassikers „Graf Zaroff – Genie des Bösen“ von 1932 ist. Das müssen zumindest John Woo und van Damme ebenfalls gewusst haben, es hat sie jedoch nicht weiter gekümmert. Regisseur und Hauptdarsteller kloppen die Handlung so straight wie möglich herunter, haben von Anfang an den großen Showdown im Lagerhaus im Visier und konzentrieren sich darauf, Tötungsarten, Waffen und Kampfchoreographien in größtmöglicher Vielzahl und -falt zu präsentieren. Natürlich dürfen auch die damals angesagten Ekelmomente in so einem Film nicht fehlen, besonders Woo versucht hier mit seinem Steckenpferd, dem unappetitlichen Soundeffekt, zu punkten. Van Damme seinerseits lässt sich ebenfalls nicht lumpen, beißt (!) u.a. einer Klapperschlange die Ringe ab und stopft dem Bösewicht beim Showdown eine Handgranate in die Unnerbux, heissahoppsa! Dazu gibt’s vollfett blödsinnige Dialoge („Wie kommen Sie zu diesem Namen, Chance?“ – „Meine Mutter hat mal eine wahrgenommen.“), atemberaubende Bilder und eine ziemlich coole Mucke.

Trotzdem: Das „sensationeller Kultfilm“-Feeling will sich nicht einstellen. Okay, Action-mäßig geht die Post ab, „The Muscles from Brussels“ spaziert stoisch wie Buster Keaton von Fight zu Fight und Woo setzt ein paar schön geschmacklose Ekelpointen, aber seien wir ehrlich: sowohl Woo als auch van Damme haben vorher und nachher Filme gedreht, die stärker und kultiger waren als dieser. Trotzdem: „Harte Ziele“ ist ein extrem gewalttätiges, vollkommen abstruses Action-Feuerwerk, das zu einem Bier/Chips/Action-Abend im Heimkino passt wie van Dammes Faust aufs Auge. Nicht mehr, nicht weniger.

„Harte Ziele“ – Blu-ray im Steelbook

  • Darsteller: Jean-Claude van Damme, Wilford Brimley, Lance Henriksen, Arnold Vosloo, Yancy Butler
  • Regisseur(e): John Woo
  • Sprache: Deutsch (DTS HD), Englisch (DTS HD)
  • Untertitel: Deutsch, Englisch
  • Region: Region B/2
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • FSK: Freigegeben ab 18 Jahren
  • Studio: Koch Media GmbH – DVD
  • Erscheinungstermin: 9. Februar 2017
  • Produktionsjahr: 1993
  • Spieldauer: 99 Minuten (die Disc enthält sowohl die Kinofassung als auch die „unrated version“)

Gewinnspiel:
Wir verlosen eine Blu-ray dieses Männerfilms, die uns von Koch Media zur Verfügung gestellt wurde. Wie könnt ihr die Disc gewinnen? Gebt einfach einen Kommentar zu diesem Post ab, in dem ihr euren Liebsten Van-Damme- oder John-Woo-Film nennt. Dafür habt ihr bis zum 14.3. 2017 um Mitternacht Zeit, dann schließen wir die Kommentare. Sollte mehr als ein Kommentar eingegangen sein, lassen wir das Los entscheiden. Mitarbeiter von Koch Media und nassrasur.com dürfen nicht mitmachen, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Film ist ab 18, wir müssen den Preis also mit Altersprüfung versenden.

Update:
Einsendeschluss, wir haben gelost und gratulieren Brigitte Neudorf zum Gewinn der Blu-ray. Wir danken allen Teilnehmern fürs Mitmachen.

Markiert mit Action, Blu-ray, Film, Harte Ziele, Jean-Claude van Damme, John Woo, Kino.Speichern des Permalinks.

4 Antworten zu [Dem Chris seine Filme] Badass im Bayou – „Harte Ziele“

  1. AvatarThies sagt:

    Mein Liegblingsfilm von John Woo ist auf jeden Fall sein Abschied aus Hongkong „Hardboiled“. Chow Yun Fat ballert sich durch einen der irrsinnigsten Showdowns aller Zeiten während er ein Baby im Arm trägt, dass dann zwischendurch mal ein Feuer auspinkeln darf.

  2. AvatarBrigitte Neudorf sagt:

    Mein Lieblingsfilm von John Woo ist „Im Körper des Feindes“. Denn das ist coole Action und auch anspruchsvoll mit Troja und so.

  3. AvatarMelanie R sagt:

    Bislang ist mein liebster John Woo Film Operation: Broken Arrow.

  4. AvatarSilvia sagt:

    Von van Damme mochte ich am liebsten Timecop