[Roberts Blu-rays] Miles Ahead: Social Music

Miles Ahead ist eine höchst unterhaltsame Filmbiografie über Miles Davis. New York, 1980. Seit fünf Jahren hat Miles Davis keine Platte mehr veröffentlicht. Der Jazzmusiker, der mit virtuosem Trompetenspiel die Herzen der Menschen eroberte, lebt zurückgezogen, trinkt und kokst und trauert seiner großen Liebe Frances Taylor nach. Doch plötzlich geht ein Gerücht um: Miles Davis arbeitet an einem neuen Album! Der Musikjournalist Dave Braden wittert eine Sensationsstory und bedrängt den Trompeter zu einem Interview. Doch erst als er Miles Davis Kokain besorgt, erklärt der sich bereit. Der Musiker gibt dem hartnäckigen Schreiberling jedoch kein konventionelles Interview, denn nichts im Leben von Miles Davis war jemals konventionell…

„Miles Ahead“ ist weder eine Konzert-Aufzeichnung, noch ein Biopic. Das schon mal vorab. Wer eine seriöse Dokumentation erwartet, wird sicher mit dem Film von und mit Don Cheadle nicht sehr glücklich. Puristen werden spätestens bei der halsbrecherischen Auto-Verfolgungsjagd durch’s nächtliche New York kopfschüttelnd die Scheibe aus dem Player holen und stattdessen eine Vinyl-LP von „Sketches Of Spain“ auf den Plattenteller legen. Wer es dagegen nicht so verbissen sieht, erlebt 100 vergnügliche Minuten, in denen man Miles Davis als Mensch näher kommt, als in einer sturen Doku, die nur Fakten herunterbetet.

1980. Seit fünf Jahren hat Miles Davis keine Platte mehr aufgenommen. Doch dann sickern Gerüchte durch, dass er an einem neuen Album arbeitet. Für den Musikjournalisten Dave Braden vom „Rolling Stone“ Grund genug, sich unter einem Vorwand das Vertrauen des Musikers zu erschleichen. Was ihm da noch nicht klar ist: Das wird kein Routine-Job. Kein Job mit Miles Davis ist ein Routine-Job. Dafür sorgen schon der extrovertierte Miles selbst, sein Drogen- und sein Alkoholkonsum. Und eben die Demo-Bänder. Von denen niemand – außer Davis selbst – so genau weiß, was drauf ist. Hinter denen aber ein windiger Musikmanager her ist, wie der Teufel hinter der armen Seele.

Davis lässt sich von Braden nicht über den Tisch ziehen, im Gegenteil. Er spannt ihn vor seinen Karren, nutzt seine Dienste als Chauffeur und lässt sich von ihm mit Kokain versorgen. Wie tief Dave in der Sache mit drin steckt, wird ihm spätestens bei der Eingangs erwähnten Verfolgungsjagd und einer Massenschlägerei anlässlich eines Boxkampfs bewusst …

Don Cheadle nutzt immer wieder Rückblenden um den Werdegang des Ausnahme-Musikers aufleben zu lassen. Besonderes Augenmerk wird dabei nicht nur auf Davis‘ musikalisches Werk, sondern auch auf dessen Privatleben mit Frances Taylor und den Rassismus in den 50iger Jahren gelegt. Für mich liefert Cheadle, der außer der Hauptrolle auch für Regie und Drehbuch verantwortlich war und sich als Produzent mit beteiligt hat, in jeder Hinsicht eine Glanzvorstellung ab. Miles Davis wird für 100 Minuten wieder lebendig. Außerordentlich, ungewöhnlich wie die Musik von Davis und fast schon hypnotisch ist auch die Kameraarbeit von Roberto Schaefer.

Sony Pictures Home Entertainment präsentiert „Miles Ahead“ ab 05. Dezember 2016 auf Blu-ray Disc™, DVD und als Video on Demand.
Das Rezensions- und das Verlosungsexemplar wurden von Sony Pictures Home Entertainment zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich.

Originaltitel Miles Ahead
Land / Jahr: USA / 2015
Genre: Biopic, Drama, Musik
Darsteller: Don Cheadle: Miles Davis, Ewan McGregor: Dave Braden, Emayatzy Corinealdi: Frances Taylor, Michael Stuhlbarg: Harper Hamilton, Keith Stanfield: Junior, Brian Wolfman Black Bowman: Walter, Christina Karis: Janice, Brent Vimtrup: Dieter, Theron Brown: Herbie Hancock, Joshua Jessen: Bill Evans, Jeffrey Grover: Gil Evans u. a.
Regie: Don Cheadle
Drehbuch: Don Cheadle, Steven Baigelman
Produzenten: Robert Ogden Barnum, Don Cheadle, Pamela Hirsch, Daniel Wagner, Vince Wilburn Jr., Lenore Zerman
Kamera: Roberto Schaefer
Musik: Robert Glasper
Schnitt: John Axelrad, Kayla Emter
FSK: 12

Blu-ray Disc™
Laufzeit: ca. 100 Min. + Bonus
Bildformat: 16:9 Widescreen (1,85:1) HD 1920 x 1080p
Tonformat und Sprachen: DTS-HD MA 5.1 (Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Türkisch, Italienisch, Finnisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Litauisch, Estnisch, Lettisch
Extras: Ungeschminkt: Der Weg zu Miles Davis, Sundance Film Festival: Fragen & Antworten, Kommentar mit Don Cheadle und Ko-Autor Steven Baigelman

Website von Miles Davis

Gewinnspiel
Wir verlosen eine Blu-ray von „Miles Ahead“. Wenn ihr die gewinnen wollt, gebt bitte einen Kommentar zu dieser Rezension ab, in dem ihr uns euer liebstes Miles-Davis-Album nennt. Eine kurze Begründung, warum euch „Bitches Brew“ oder „Kind of Blue“ am besten gefällt, wäre nett, ist aber nicht Bedingung. Zum abgeben eines solchen Kommentars habt ihr bis zum 21.12. 24 Uhr Zeit, dann schließen wir die Kommentare und lassen das Los entscheiden, wenn mehrere Kommentare eingegangen sind. Mitarbeiter von nassrasur.com dürfen nicht mitmachen, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Spaß!

Update:
Einsendeschluss, wir haben gelost. Gewonnen hat Carsten. Wir danken allen Teilnehmern fürs Mitmachen.

Robert Hill, freier Journalist und Fotograf. Kommt eigentlich aus München, wohnt im Taunus. Mag mechanische Uhren und klassische Kameras. Fotografiert, wenn privat, immer noch am liebsten auf Diafilm. Hat es geschafft, im letzten Jahr mehr Kilometer mit dem Fahrrad als mit dem Auto zu fahren. In “Roberts Blu-rays” stellt er in unregelmäßiger Reihenfolge Neuerscheinungen vor, die vielleicht interessant für euch sind. Weitere Filmtipps von Robert findet ihr unter www.film-blog.tv.

 

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3 Antworten zu [Roberts Blu-rays] Miles Ahead: Social Music

  1. AvatarTilman sagt:

    Bitches of Spain 🙂

  2. AvatarCarsten sagt:

    Kind Of Blue. Perfekt arrangiert.

  3. AvatarPatrick sagt:

    Mir gefällt ganz klar Kind of Blue am besten 🙂

    Der Grund dafür ist einfach. Meiner Meinung nach ist das Album unerreichbar in diesem Bereich. Es hat für mich einfach alles, was Jazz ausmacht 🙂

    Würd mich sehr freuen, wenn ich gewinnen würde 🙂

    Mit freundlichen Grüßen
    Patrick