„Die reine Kunst“ – ein Gespräch über Sport- und Ehrenpreise aus Langwedel und den aussterbenden Beruf des Handgraveurs

"Eljefe" - der Wanderpokal unseres Bundesliga-Tippspiels, gestiftet von

„Eljefe“ – der Wanderpokal unseres Bundesliga-Tippspiels, gestiftet von Sport- Ehrenpreise und Gravuren Wolfgang Kluge

Mit einem freundlichen Kommentar hier bei uns im Blog fing’s an. Sebastian Kluge outete sich als Pelé-Fan und hatte einen Link zu „Sport- Ehrenpreise und Gravuren Wolfgang Kluge“ hinterlassen. Ein Mann mit Herz für Fußball, der in Pokalen macht? Der Gedanke lag nahe, ihn wegen eines Wanderpokals für unser Bundesliga-Tippspiels zu fragen, und so schickte ich Sebastian eine Mail, erzählte von Eljefe, unserem ersten Tipp-Champion, der in der letzten Winterpause einem Krebsleiden erlegen ist und unserem Plan, einen Wanderpokal nach Eljefe zu benennen. Sebastian dachte nicht lange nach, sondern stiftete spontan ein Schmuckstück von Ehrenpreis das mittlerweile schon auf dem Weg zu unserem aktuellen Champion chr09 sein dürfte. Herzlichen Dank!

Während unseres Mailwechsels stellte ich fest, dass ich – wie von vielen anderen Dingen – von der Welt der Pokale und Sportpreise überhaupt keine Ahnung habe. Die Zahl der Pokale, die ich als Sportler gewonnen habe, hält sich in engen Grenzen, und von der Mühe, die hinter so einer Preisverleihung steckt, hatte ich keine Ahnung. Das änderte sich, als ich in Langwedel anrief und den Seniorchef Wolfgang Kluge ans Telefon bekam. Wir waren sofort per du, und Wolfgang Kluge nahm sich die Zeit, um meine Fragen zu beantworten und mir einen Einblick in das faszinierende Handwerk der Handgravur zu geben.

Vielleicht sagst du erst Mal ein paar Worte zu eurem Betrieb…

Uns gibt’s schon 25 Jahre lang. Wir haben ganz klein angefangen, dann sind die Sportvereine gekommen. Die wussten, dass ich graviere, dann hat sich das rumgesprochen und dadurch sind wir immer größer geworden. Heute kommen die ganzen Schützenvereine zu uns, Turnvereine, und eben auch Firmen, Golf-Vereine, Geflügelzucht, alles, was es so gibt. Weil wir individuell arbeiten. Weil wir uns bemühen, jeden Sonderwunsch zu erfüllen.

VerkaufsraumWenn ich das richtig sehe, werden die meisten Gravuren, die heutzutage auf Pokalen auftauchen, mittlerweile maschinell gemacht…

Richtig. Die Leute kommen ja nicht nur wegen der Pokale zu uns, sondern weil wir noch Handgravuren anbieten. Ich bin Graveurmeister und beherrsche noch die Handgravur. Deutschlandweit gibt es nur noch eine Handvoll Leute, die die Handgravur beherrschen.

Woran liegt das?

Handgravur ist ein reiner Lehrberuf, das dauert dreieinhalb Jahre, und nach fünf Jahren kann man überhaupt erst richtig von Hand gravieren.

Was ist der Grund für die steile Lernkurve?

Das fängt damit an, dass es keine fertigen Werkzeuge zu kaufen gibt. Die muss der Handgraveur sich selber anfertigen. Man kann Rohlinge kaufen und die dann selbst entsprechend schleifen. Man braucht dreißig, vierzig verschiedene Werkzeuge für die verschiedenen Effekte, die möglich sind. Und dann kann man nicht mit dem gleichen Werkzeug in verschiedener Höhe gravieren. Das heißt, man muss sein Werkzeug für neue Aufgaben immer wieder umschleifen.

Verschiedene Effekte? Was stell ich mir darunter vor?

Nun, der prinzipielle Unterschied zwischen der Handgravur und der maschinellen Gravur ist, das wir beim Gravieren das Material herausholen. In der Maschine ist ein Diamant, der verdrängt das Material nur. Deshalb hat der Handgraveur viel mehr Möglichkeiten. Unterschriften zum Beispiel, die können wir so gravieren wie sie tatsächlich mit der Feder früher geschrieben wurden. Diesen Effekt, mit dem Schmalen und dem Breiten, je nach Druck, das macht keine Maschine, kein Computer und kein Laser. Wir holen das richtig raus, und das sieht dann so aus, als wäre es wirklich geschrieben worden. Und es hält ewig. In hundert Jahren sieht das noch so aus wie jetzt.

WKarbeitetDas klingt faszinierend. Was mache ich denn, wenn ich heutzutage die Handgravur lernen will?

Das geht nicht mehr. Die Ausbildung gibt es de facto nicht mehr. Die Auszubildenden heutzutage sollen möglichst flexibel sein und möglichst alles beherrschen. Das bedeutet, dass heutzutage ein Azubi höchstens drei Monate bei einem Graveurmeister verbringt, denn Rest der Zeit treibt der sich in anderen Abteilungen herum. In den drei Monaten kann man einem Menschen nur beibringen, etwas auf einer geraden Platte zu gravieren. Wenn ich einen Handgraveur auszubilden soll, muss der dreieinhalb Jahre lang bei mir sein, und der macht während dieser Zeit auch nichts anderes. An dem verdient man kein Geld. Den setz ich nicht irgendwo rein und sag, mach mal 500 Schilde. Der sitzt dreieinhalb Jahre da und übt.

Das kommt einem wirklich sehr lang vor…

Die Zeit braucht er aber auch dafür. Das Schwierige ist ja, dass man später oft auf gewölbten Flächen arbeitet. Alles was rund ist, ist viel schwerer zu gravieren. Deshalb wurde in der Ausbildung grundsätzlich freihändig gearbeitet, es durften keine Hilfsmittel benutzt werden, kein Kopierer, rein nichts. Das Auge musste ja geschult werden, das muss man selbst erkennen können, das Vergrößern und Verkleinern.

FertigAlso ist Handgraveur ein aussterbender Beruf.

Aber ja. Ich war letztes Jahr in Irland, da gibt es noch einen einzigen Handgraveur, den hab ich durch Zufall getroffen. Der ist um die achtzig, und er sagt, er bekommt schon Aufträge aus England, weil es in England auch so schwierig wird. Handgravur, das ist die reine Kunst, das mit der Hand zu stechen. Damit kann man alles machen.

Fotos: Sport- Ehrenpreise und Gravuren Wolfgang Kluge, alle Rechte vorbehalten.

 

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