(Buchkritik) Frank Flöthmann – Männer ohne Worte

FlöthMoWEinen Frank-Flöthmann-Cartoon erkennt man auf den ersten Blick. Der auf Piktogramm-Ästhetik beruhende, stark stilisierte Zeichenstil, die Abwesenheit von Sprechblasen mit Text (Bilderblasen benutzt er gern) und ein trockener, gelegentlich sarkastischer Humor, der meist auf eine überraschende Schlusspointe setzt. Das sind Flöthmanns Markenzeichen, an denen man ihn sofort erkennt, und in seinem neuen Buch hat er sie wieder konsequent eingesetzt. Flöthmanns neues Buch ist für uns besonders interessant, denn er beschäftigt sich mit uns Männern. Wobei der Titel des Buchs, „Männer ohne Worte“, durchaus wörtlich zu nehmen ist.

Flöthmanns Männer sind in der Tat sprachlos, einerseits wegen der bereits erwähnten Abwesenheit von Sprechblasen, andererseits wegen der Situationen, in die sie geraten bzw. denen sie sich selbst aussetzen. Flöthmann kennt das Grundprinzip der Komik: „Something must go wrong“ – wenn etwas schief geht, dann fangen wir an zu lachen. Und bei den wortlosen Männern geht schief, was nur schief gehen kann. Jeder Cartoon des Buchs schildert eine kleine oder große Katastrophe, die einem Mann widerfährt. Und die meistens ihren Ursprung in einer (Fehl-) Interpretation der Männlichkeit hat.

Flöthmann möchte uns nicht nur zum Lachen bringen (was ihm trotzdem zielsicher gelingt), sondern auch ein klein wenig zum Nachdenken. Darüber, was einen Mann ausmacht, wie er sich selbst sieht, wie er von anderen gesehen wird und wie er gesehen werden möchte. Aus dem steten Wechsel dieser drei Perspektiven holt sich Flöthmann seine Szenen und setzt sie in der für ihn typischen Weise um. Manchmal muss man zweimal hinsehen und dreimal nachdenken, um die Situationen und Symbole zu dechiffrieren, aber auch das scheint mir in Flöthmanns Absicht zu liegen.

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Gelegentlich stößt das Prinzip jedoch auch an seine Grenzen. Durch die äußerste Reduktion der Mittel wird’s gelegentlich doch ein wenig kryptisch bzw. holzhammerig – was sicher nicht jedermanns Sache ist. Ich rate dringend dazu, vor dem Kauf einen ausgiebigen Blick ins Buch zu werfen.

„Männer ohne Worte“ ist mit Sicherheit kein Buch, dass man von vorne bis hinten durchliest. Das ist ein Buch, das man an lauteren und – vor allen Dingen – stillen Orten zu liegen hat, um es gelegentlich in die Hand zu nehmen und ein oder zwei Stories zu lesen, darüber nachzudenken oder einfach nur zu grinsen.

Als gelegentlicher Zeitvertreib mit männlichem Bezug vollkommen okay, als kleines Geschenk für Männer mit Sinn für Humor und Selbstironie ideal.

Männer ohne Worte
Taschenbuch, 120 durchgehend farbige Seiten
ISBN 978-3-8321-6272-6
9,99 €

Disclaimer: Der Dumont Buchverlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich.

 

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