Kurzkritik: Jan Schröters Roman „Rettungsringe“

RettungsringeWenn der Mann in den Sommerferien was Lesen will, worüber er herzlich Lachen kann, dann liegt es nahe, zu einem Buch von Jan Schröter zu greifen. Schröter ist seit langen Jahren Profi, hat unter anderem Drehbücher fürs „Großstadtrevier“ geschrieben und veröffentlicht seit ein paar jahren extrem unterhaltsame Kriminalromane. In seinem neuesten Buch, „Rettungsringe“, erzählt Schröter von einer Kahnpartie der besonderen Art. Sechs Mitt- bis End-Fünfziger, drei Männer und drei Frauen, beschließen, eine Kanufahrt, die sie vor bald vierzig Jahren unternehmen wollten, nachzuholen und paddeln die Weser hinunter. Zwischen Hannoversch Münden und Minden geht’s bald rund: Auf’m Boot, auf den Campingplätzen am Weser-Ufer und auf dem Beziehungs-Karussell.Männer, die – wie man so schön sagt – „in die Jahre gekommen sind“, kennen das Thema nur zu gut, das Schröter in „Rettungsringe“ anpackt. Dieses Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben, eine Traurigkeit, die einen umfängt, wenn man an Träume denken muss, die nicht wahr geworden sind, kurz, wenn man merkt, dass man langsam älter wird.

Klingt sentimental? Keine Panik, Schröter geht seine Geschichte ohne jede Sentimentalität an und bewahrt eine gesunde Distanz zum Selbstmitleid seiner Figuren. Denn als solche entlarvt er die verspätete Midlife-Crisis seiner Kanu-Touristen. Sowie sie vor handfeste Probleme gestellt werden, ändert sich ihr Lebensgefühl und ihre Einstellung zu sich selbst.

„Wenn das mal so einfach wäre“, mag jetzt mancher seufzen, der vor ähnlichen Problemen steht, aber darum geht’s in „Rettungsringe“ eben nicht. Schröter hat Unterhaltung geschrieben, will amüsieren und ein spannendes garn erzählen, und das gelingt ihm sehr gut. Und angesichts der präzise geschilderten Paddel-Slapsticks, die den ungeübten Kanuten widerfahren, merkt man auch: Schröter weiß, wovon er schreibt. Hier erzählt jemand, der einige Kilometer im Kanu hinter sich gebracht hat. Und er tut dies einfallsreich und mit jeder Menge Humor. Wer beim Lesen entspannen und die Mundwinkel nach oben ziehen will, wird von Schröter perfekt bedient.

Fazit: „Rettungsringe“ ist nicht ganz der „Männer-Komik-Kracher“, aber ein schönes Sommer- bzw. Urlaubs-Buch, das Mann im Liegestuhl gerne zur Hand nimmt.

Jan Schröter: Rettungsringe
Knaur Taschenbuch
ISBN: 978-3-426-51487-0
8,99 € (zum gleichen Preis auch als E-Book erhältlich)

Disclaimer: Die Verlagsgruppe Dromer Knaur hat uns ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Wir bednaken uns herzlich.

 

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Eine Antwort zu Kurzkritik: Jan Schröters Roman „Rettungsringe“

  1. AvatarIcke sagt:

    Muss man eigentlich verstehen, warum hierzulande von einigen Verlagen immer noch E-Books zum selben Preis wie die Printausgaben angeboten werden?

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