La Doyenne

Foto Joris van der Aat (Joris van der Aat) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Foto Joris van der Aat (Joris van der Aat) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

LBL. La Doyenne – die große, alte Lady. Lüttich-Bastogne-Lüttich ist die Mutter aller Radrennen. Hier schlicht von einem belgischen Frühjahrsklassiker zu sprechen, wäre eine Untertreibung, die einem Frevel in nichts nachsteht. In diesem Jahr erleben wir die 100. Ausgabe.
La Doyenne ist ein Monument. Und zwar das vierte von fünfen, die der internationale Radsportkalender zu bieten hat – Mailand-San-Remo, Flandernrundfahrt und Paris-Roubaix haben wir schon geschafft; Lombardia kommt mit den fallenden Blättern im Herbst.

Streckenverlauf 2012

Streckenverlauf 2012

Die Flamen hatten am ersten Sonntag im April mit der Flandernrundfahrt ihren radsportlichen Feiertag. Kommenden Sonntag steht das Hochamt des wallonischen Wumbaba ins Haus. Also, alle Termine absagen oder verlegen, Hunderunde rechtzeitig absolvieren, Eurosport einschalten und den Knipser an sicherer Stelle verschwinden lassen – Mann weiß ja nie! Das hier im Blog häufig empfohlene gut gekühlte Küchenbier (KüBi), kann auch an langen Radsportnachmittagen die trockene Kehle adäquat befeuchten. Gemischt mit Limonade ergäbe es ein Radler-Bier (RaBi). Gegen Hunger helfen unsere Gerichte aus der Ultra-Faulen Männer-Küche (UFMK). Die klatscht ihr locker in einer der vielen, langen Werbepausen zusammen.

Der Vorarbeiten sind genug geleistet: An die Arbeit. Seit 1892 wird LBL ausgetragen. Im ersten Jahr noch als Amateurrennen. Sieger war der Léon Hua. Der siegte auch im Folgejahr. Und als das Rennen 1894 in den Profikalender aufgenommen wurde, stand er wieder ganz oben auf dem Treppchen. Rekordsieger ist natürlich Eddy Merckx mit fünf Siegen.

Auch die Deutschen konnten ein paar Erfolge verbuchen. 1930 siegte Hermann Buse auf einer Dürkopp-Näh-Renn-Maschine. Didi Thurau stand drei Mal auf dem Podium – einmal (1979) sogar ganz oben. Jens Voigt war 2005 Zweiter. Jens “TheJensie” Voigt ist zwar noch aktiv, fuhr in diesem Jahr aber Rund-um-Köln. Aus deutscher Sicht die besten Chancen hat John Degenkolb, der hat in diesem Jahr bei Gent-Wevelgem den ersten Platz abgesahnt.

Heute ist LBL der Höhepunkt einer dreitägigen Rennserie, die in den Ardennen ausgetragen wird. Das Amstel Goldrace hat am vergangenen Sonntag Philippe Gilbert gewonnen. Beim Wallonischen Pfeil stand Daniel Moreno ganz oben auf dem Podium. Und Topfavorit für Lüttich-Bastogne-Lüttich ist in diesem Jahr Alejandro Valverde – wir werden sehen.

Liege_Pack_2013Eine zeitlang fiel der Wallonische Pfeil auf einen Samstag und LBL auf den folgenden Sonntag. Die Rede war von Le Weekend Ardennais. So sind’se die Frankophonen, lassen ansonsten keinen Anglizismus gelten und erfinden irgendwelchen kruden Quatsch, damit es französisch klingt, aber bei Weekend drücken sie beide Augen zu. Mittlerweile hat man die Termine aber entzerrt auf Sonntag, Mittwoch, Sonntag.

Entzerren kann einer seine Finger bis heute nicht richtig: Bernard Hinault. Das Rennen 1980 versank im Schneechaos. Die Zuschauer waren mit Skibrillen zur Strecke gekommen. 80 Kilometer vor dem Ziel startete Hinault einen Generalangriff – ihm war kalt. Am Ende hatte er 9:26 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, Hennie Kuiper. Der war einigermaßen verdutzt, denn Kamerateams und Fotografen hatten sich schon vom Zielstrich in Richtung nächstes Café verabschiedet.

La_Redoute_BRWKommen wir zum Terrain. Manche sagen La Doyenne wäre das härteste Monument. Kann man so sehen, denn die insgesamt zehn Steigungen haben es in sich. Doch bevor es richtig zur Sache geht, gibt es in diesem Jahr in Bastogne (Rennkilometer 100) einen Zwischensprint, der mit 5000 Euro dotiert ist. Dann folgen Wanne, Stockeu and Haute-Levee. Besonders kaltblütige Fans des Rennens verlassen jetzt zwischenzeitlich die Nähe des Fernsehgeräts und fragen immermal wieder in den Raum rein:”Sind sie schon an der Redoute?” Denn an der Côte de La Redoute fällt oft schon eine Vorentscheidung für den abschließenden Rennverlauf. Eine Sprintankunft lässt das Profil bei LBL in der Regel  nicht zu. Hier wird mit der Brechstange gewonnen. Und wenn es im italienischen Viertel von Lüttich an der Côtes Saint Nicolas nicht klappt, dann muss es halt im Stadtteil Ans auf dem letzten von 263 Kilometern auf der Rue Jean Jaures gerichtet werden.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die unrühmliche Tradition eingeschlichen, dass Tour de France-Sieger sich nicht bei den Klassikern im Frühjahr blicken lassen. Seit die Engländer mit Team Sky den Laden auf mischen, ist das glücklicherweise wieder anders. Bradley Wiggins war vor 14 Tagen bei Paris-Roubaix und ist nicht nur zum Spaß mitgefahren, sondern belegte einen respektabelen 10. Platz. Am Sonntag tritt Chris Froome in Lüttich an.

Für Eurosport kommentieren Karsten Migels und Jean-Claude Leclercq.

Zur Homepage des Rennens.

Foto Spitzengruppe: Joris van der Aat (Joris van der Aat) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
Abb. Streckenverlauf 2012: Maxxl2 [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons
Foto Starterfeld 2013: …some guy (Flickr: La Doyenne) [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons
Foto la Redoute: Les Meloures at lb.wikipedia [CC-BY-SA-1.0], via Wikimedia Commons

Markiert mit Klassiker, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Radrennen, Radsport.Speichern des Permalinks.

Eine Antwort zu La Doyenne

  1. Pingback:Crunchtime für die Bayern, Härte und Lüttich-Bastogne-Lüttich - die Wochenvorschau vom 20.4. bis 26.4. | Männer unter sich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bitte nicht wundern: nach dem Absenden verschwindet Dein Kommentar einfach und wird erst nach Freischaltung durch uns sichtbar -- also nicht mehrfach absenden!