Männerwünsche: Kris Kristofferson – Feeling Mortal

Ein Mann muss wissen, was er will. Das gilt besonders in der Weihnachtszeit, denn wenn man den Lieben aus der Familie sagt “Ich hab keine besonderen Wünsche…” landen unfehlbar Socken, Krawattennadeln oder ein schmuckes neues Warndreieck unterm Weihnachtsbaum. Das soll nicht sein. Deshalb geben wir für die Kollegen, die tatsächlich nicht wissen, was sie sich wünschen sollen, mit unserer Serie “Männerwünsche” bis zum 24.12. Entscheidungs- bzw. Wunschhilfen. 

Was macht ein Mann mit 76? Nun, der eine wagt vielleicht noch einmal etwas Neues, der andere fängt an, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Kris Kristofferson, eine der Legenden unter den Outlaw-Singer/Songwritern hat beides gemacht. Nach zich Alben mit zich Klassikern hat er sein eigenes Label (KK Records) gegründet und sein neues Album darauf veröffentlicht: „Feeling Mortal“. Konsequent setzt er die musikalische Richtung fort, die er 2006 mit „This Old Road“ eingeschlagen hat.

„Wide awake and feeling mortal“ krächzt Kristofferson mit brüchiger Stimme los, die Gibson scheppert die typischen Kristofferson-Harmonien dazu, und dann fängt er an, eine halbe Stunde lang musikalisch über den „old man in the mirror“ nachzudenken. Kristofferson-Songs waren und sind immer höchst persönliche Geschichten, doch ganz im Gegensatz zu den früheren Klassikern wie „Silver Tongued Devil“ oder (mein ewiger Favorit) „The Pilgrim Chapter 33“, in denen er sich gern ins durchaus Mythische überhöhte, sind seine Lieder seit dem 2006er „This Old Road“ über „Closer to the Bone“ bis zum aktuellen Album immer einfacher geworden. Direkter. Unsentimentaler. Ein Professional, der noch einmal sein Handwerkszeug auspackt, das tut was er am Besten kann und Bilanz zieht. Das ist Kristofferson auf Feeling Mortal.

„Here today and gone tomorrow“ zieht sich als Thema durch alle 10 Songs des Albums, aber von Sentimentalität kann keine Rede sein. Noch einmal lässt Kristofferson sein Stammpersonal auf die Bühne: die alten Säcke, die unverbesserlich an ihrem Lebensstil festhalten, die Loser, die lernen könnten aber nicht wollten, die Ladies Men, die ständig Huren mit Madonnen verwechseln. Ich – Kristofferson-Fan seit den siebziger Jahren seitdem zwanzig Jahre hinter ihm her alternd – fühlte mich sofort zuhause und hab das Album, seit ich’s mir runtergeladen hab (6,48 €, die CD kostet zwischen 13 und 17 Öcken) beinahe täglich durchgehört, meist zu später Stunde, in Begleitung eines hochprozentigen Getränks.

Mit dem muss man sich beeilen, denn nach einer guten halben Stunde ist das Album (acht neue Songs plus zwei Raritäten, die er in denSiebzigern geschrieben hat) schon vorbei. Das ist arg kurz, aber die zehn Songs sind so prägnant und pointiert und beschreiben einen dermaßen perfekten inhaltlichen, wie musikalischen Bogen, dass man sich gern ein neues Glas holt, um das Album nochmal  anzuhören.

Echtes Männer-Wunschzettel-Potenzial. Hier, als Kostprobe, der Titelsong:

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Video-Link: http://youtu.be/EebsLZepTXc

 

Markiert mit Country, Feeling Mortal, Kris Kristofferson, Musik, Outlaw.Speichern des Permalinks.

2 Antworten zu Männerwünsche: Kris Kristofferson – Feeling Mortal

  1. AvatarKo-Do sagt:

    yeah !
    ich bin nach dem konzert am 24.11. heimgegangen und habe mich darüber hergemacht…
    das ergebnis:
    I fühl mi sterblich
    der song auf wienerisch…

  2. AvatarUli sagt:

    Ich altere Kris ebenfalls seit den 70ern um 20 Jahre hinterher (Super-Formulierung übrigens!!!) und hatte speziell nach dem fast depressiven „Closer to the bone“ nicht erwartet, ihn wieder so frisch und kraftvoll zu hören. Großartige Kombination aus Altersweisheit, Alterssturheit und ewig jungem Herzen.

    Zitat letzter Vers Track 9 „The one you chose“:

    I’ve just got a feeling – if I’m wrong you can correct me – I believe that I just sang my way back in your heart.

    Hast du, Kris!

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