Schlägereien der Sonderklasse: Best of Bond – 007 vs. Red Grant

Früher gehörte sie zum Männer-Film wie der Kronkorken auf die Bierflasche: die deftige, unterhaltsame Schlägerei, bei der schon mal ein Saloon komplett zu Bruch gehen konnte. Leider hat sich der klassische Barroom Brawl als ziviler Zeitvertreib des weltläufigen Mannes aus der Filmgeschichte fast vollkommen verabschiedet und ist der stillosen, dumpfen Gewaltausübung gewichen. Das finden wir schade und wollen auf “Männer unter sich” gegensteuern: mit einer kleinen Video-Serie erinnern wir an Filmschlägereien der Sonderklasse und fordern ihre Rückkehr in den Weltfilm. Und wenn der Weltfilm nicht auf uns hört, gibt’s was auf die Zwölf!

Die beste Bond-Schlägerei? Schwierig, sehr schwierig. Jeder der Bond-Darsteller hat wenigstens eine herausragende Prügelei gezeigt (auf ein paar werden wir im Rahmen dieser Reihe zurückkommen), aber eine Schlägerei gab es, die tatsächlich das Prädikat „epochemachend“ verdient:

Der „Train Fight“ aus „Liebesgrüße aus Moskau  „.

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Video-Link: http://youtu.be/1DyfgdXt9dU

Wenn jemand jetzt „Nanu? So lange dauert die? Hab ich viel kürzer in Erinnerung!“ gedacht hat, dann kennt er „Liebesgrüße aus Moskau“ nur aus den TV-Ausstrahlungen der ARD, denn die haben jahrzehntelang eine gekürzte Fassung des Films ausgestrahlt, die sie um 20 Uhr 15 senden konnten (mit der ungekürzten Prügelei wäre der Film „ab 16“ gewesen und hätte frühestens um 20 Uhr 15 ausgestrahlt werden können.

In der Tat war die „Brutalität“, mit der Connery und Shaw hier zu Werke gehen, für das Entstehungsjahrzehnt des Films außergewöhnlich. Bis zu dieser Auseinandersetzung wurden die meisten Filmprügeleien nach bekannten Mustern choreographiert, denen das „Wir tun nur so als ob“ deutlich anzumerken war.
Hier war nun erstmalig ein Kampf auf Leben und Tod zu sehen, der tatsächlich so aussah, als ginge es für die Akteure um alles: für die damalige Zeit ein atemberaubendes Erlebnis.

Ebenso bemerkenswert: wie nah die Kamera an den Akteuren bleibt. Bis weit in die Sechziger Jahre hinein wurden Filmschlägereien grundsätzlich in der Totalen, ausnahmsweise mal in der Halbtotalen abgefilt. Man wollte den Stars (bzw. ihren Stunt-Doubles) Gelegenheit geben, Geschick und Bewegungs-Eleganz vorzuführen, eine Prügel-Ästhetik, die die Douglas-Fairbanks-Filme in der  Stummfilmära eingeführt hatten.
Kaum zu glauben, aber war: erst die Bond-Filme in den frühen Sechziger Jahren warfen diese Herangehensweise an Action-Szenen über den Haufen. War die knapp gewählte, nahe Kameraeinstellung in „Dr.  No“ noch dem knappen Budget (ein eng gewählter Bildausschnitt kann jede Menge Geld sparen) geschuldet, war die zupackende Kaera-Führung im 2.  Film der Bond-Reihe bereits zumm Stilmittel geworden.
Die Bond-Filme haben seinerzeit den modernen Action-Film erfunden. Und dieser Kampf im Orientexpress zwischen 007 und Red Grant markiert tatsächlich einen Meilenstein der Filmgeschichte: nach dieser epischen Auseinandersetzung waren Rummelplatz-Schlägereien im Kino nicht mehr möglich (Komödien ausgenommen). Bond machte Ernst. Die Filmschlägerei wurde erwachsen.

 

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