Unser Tour-Tagebuch zur 99. Auflage der Grande Boucle erscheint renntäglich auf “Männer unter sich”. Ein kurzer Kommentar zur bevorstehenden Etappe, das Profil, Team-Check und Plat du Jour, unser Tagesgericht. Das sind unsere Rubriken.
Zeitfahren
Wiggins vor Evans. Das heutige Zeitfahren in der Franche-Comté ist nicht brutal schwer, aber es wird mehr Klarheit im Gesamtklassement bringen. Hier dürften die Zeitabstände deutlich größer Ausfallen als beim Prolog in Lütgtich – auch zwischen den Favoriten. Ich rechne mit Differenzen im 40 bis 60 Sekundenbereich.
Wie Tony Martin sich schlägt? Schwer zusagen. Er fährt jetzt schon seit einer Woche mit dem gebrochenen Handgelenk. Sie haben ihm gestern noch einmal eine Spezialmanschette angepasst. Ich glaube, Evans und Wiggins machen die Sache unter sich aus.
Worauf es beim Zeitfahren ankommt? Der Fahrer muss sich sehr gut selbst einschätzen können. In Lüttich ist mir aufgefallen, dass einige schon pumpend – Kopf im Nacken – an der 3-Kilometer-Marke ankamen. Gute Räder haben sie alle. Erfahrung und Selbsteinschätzung werden der Schlüssel zum Erfolg sein.
Fakten:
Arc-et-Senans – Besançon, 41,5 Kilometer. Profil: Erst leicht hügelig, dann geht es ins Tal des Doubs. Sieger? Wiggins. Er sitzt für meinen Geschmack besser auf dem Rad.
Profil:
Team-Check – Heute: Katusha (Staatsknete)
Oscar Freire hätte ich noch einen Sprintsieg am kommenden Samstag zum Cap-d’Agde am Mittelmeer zugetraut. Der Massensturz vor Metz hat ihn zur Aufgabe gezwungen.
Denis Menchov steht im Gesamtklassement an 4. Stelle, das heutige Zeitfahren wird zeigen, wie seine Chancen für einen Podiumsplatz stehen.
Die Tour 2011 war eine Pleite. Das soll in diesem Jahr anders werden. Hans-Micael Holczer (Gerolsteiner) war es als Realschullehrer wohl doch zu langweilig. Er ist in den internationalen Radsportzirkus zurückgekehrt und löst Andrej Tschmil ab.
Holczer setzt voll auf Qualität. Auch beim Material: Rahmen von Canyon. Elektrische Schaltungen von Shimano und Laufräder von Mavic.
Eduard Vorganovder ist der amtierende Russiche Meister im Straßenrennen.
Plat du Jour: Gougère
Das sind so Gebäckbällchen, die man hier in der Franche-Comté gerne zum Wein verdrückt, weil sie eine gute Grundlage für längere Gelage sind. Eigentlich werden sie aus Brandteiggemacht und einzeln im heißen Fett ausgebacken. Ist mir alles viel zu kompliziert. Meine Variante wird in einer Minute zusammen gerührt und wandert in den Ofen statt in die Fritteuse.
Drei Eier in eine Schüssel geben. Dazu 375 ml Milch und ordentlich Salz – so ein knapper halber Teelöffel darf es schon sein. Verquirlen und 375 ml Mehl nach und nach dazu geben. Rühren, rühren, rühren bis die Klümpchen weg sind.
Jetzt den Ofen auf 220 Grad drehen. Zwanzig Minuten, halbe Stunde sollte der Teig schon quellen, genug Zeit für mich, das komische Maß mit den 375 ml zu erklären. Bei mir ist das eine Müslischale randvoll. Brauche ich keinen Messbecher und nix. Einfach die Schale zwei Mal voll und ab dafür in den Geschirrspüler.
Das Ofenthermostat macht klick, und ich stelle eine ausgepinselte 12er-Muffinform für drei Minuten rein. Das brüllend heiße Dingen mit einem Handschuh rausjonglieren. Jetzt kann man Käsewürfelchen in den Teig streuen – Comté passt. Oder Schinken. Oder beides. Paar Thymianblättchen? Warum nicht. Mit einer Kelle wird jetzt der Teig auf die Mulden verteilt. Das zischt. Und das soll so! Die Masse geht genau auf. Wie schön.
Zurück in den Ofen. Klappe zu – und zu lassen. Nach 20 Minuten die Temperatur runter auf 180 Grad und weitere 10 bis 15 Minuten backen. Die Tür bleibt weiter zu. Einige jammern jetzt: Ja, aber der Teig wächst schon über die Form hinaus, wie soll das bloß enden? Sollte ich mal die Ofenklappe auf machen und nachsehen? – Nein.
Hier ist das Ergebnis:
Foto Zeitfahren/Teamcheck/Lebensmittel: Carsten Sohn (alle Rechte vorbehalten)
Vue aérienne de Besancon, de la Boucle du Doubs et de la Citadelle de Besancon Photo JP TUPIN – Ville de Besançon – Libre de Droit
Profil By Maxxl2 (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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