Auf der Hotel-Terrasse

So trist muss keine "Smokers Corner" sein

Gern beantworte ich bei Aufenthalten in Tagungsstätten und Hotels die Gäste-Fragebogen. „Waren Sie mit unserem Service zufrieden?“, will man von mir wissen oder: „wie beurteilen Sie das Angebot unserer Küche?“. Am Ende gibt es immer ein paar freie Zeilen, in die ich meine „sonstigen Anregungen und Wünsche“ eintragen kann. Das nutze ich dann, um meine Bedürfnisse als rauchender Gast zu artikulieren: „Könnten Sie den Aschenbecher nicht auf einer weniger zugigen Terrasse aufstellen und diese zudem überdachen?“ Die Gesundheitsgefährungen durch das Rauchen nehmen nämlich bei Erkältungswetter zu.

Mit meinem Anliegen werde ich auch in persönlichen Gesprächen vorstellig. Die Dame an der Rezeption hat ein offenes Ohr für mich. Wenn ich länger bleibe, dann ergibt sich meist eine Gelegenheit, den Leiter des Hauses in ein Gespräch zu verwickeln. Die Reaktionen sind durchgängig interessiert und freundlich.

Aber vielleicht ist das nur ein Trick?! Heutzutage werden Führungskräfte und Personal in Kommunikationskursen darauf gedrillt, auch schwierigen Kunden mit unerfüllbaren Wünschen verbindliche Auskünfte zu geben. Und möglicherweise beschweren sich andere Gäste darüber, dass überhaupt noch geraucht werden darf. Und diesen wird man doch nicht weniger freundlich begegnen? Ich bin mißtrauisch.

Große Überraschung daher bei der letzten Gruppendynamik-Fachtagung in der ver.di-Bildungsstätte in Berlin-Wannsee. Dort hatte ich vor anderthalb Jahren im Raucherinteresse interveniert (dies unser Fachausdruck für einen anlassbezogen begründeten und zielgerichteten Impuls zur Beeinflussung von Kommunikationsprozessen). Und jetzt hat man dort tatsächlich eine Raucher-Laube mit Glaswänden gebaut! Diese ist sehr nett neben dem Terrassen-Ausgang vom Speiseraum gelegen und mit Sitzgelegenheiten sowie einem kleinen Tresen möbliert.

Auch die Nichtraucher waren angetan. Sie gönnen uns den neuen Komfort. Viele haben sich sogar in den Kaffeepausen zu uns gesellt.

Ich habe mich natürlich via Gäste-Fragebogen bedankt aber auch die Gelegenheit genutzt, eine weitere Anregung zu geben: „Könnten Sie künftig bitte Übernachtungs-Zimmer vorhalten, in denen das Rauchen erlaubt ist?“ Wo ein Finger ist, da muss doch auch eine Hand sein! Mal sehen, was in anderthalb Jahren daraus geworden ist.

Autor Enrico Troebst ist freiberuflich in der Erwachsenenbildung tätig und schreibt am September-Blog – Wenn man nicht mehr vierzig ist. Hier auf „Männer unter sich“ ist sein Stammplatz die „Smoker’s Corner“.

Foto: Dieter Poschmann  / pixelio.de

 

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