Tour de France – 12. Etappe

Luz Ardiden – da werden Erinnerungen wach. 2003: Armstrong gegen Ullrich. Auf dieser Etappe hätte es den Amerikaner fast erwischt. Armstrong fädelt beim Aufstieg in die Tüte eines Zuschauers ein, stürzt. Ullrich wartet. Armstrong rutsch aus dem Pedal, bekommt den Sattel in die Klöten – und fährt weiter. Chechu Rubiera, Bergspezialist in Diensten von US-Postal, brachte den Amerikaner damals zurück ins Rennen, das Armstrong mit einem Sieg an der Bergankunft abschloss. Radsportmomente, in denen jeder Fan schreiend vor dem Bildschirm steht.

http://youtu.be/27SFeKk2LpY

Ach ja, der Tourmalet steht heute auch noch auf dem Programm. Man kann nicht vom Tourmalet reden und von Sainte Marie de Campan schweigen. Das Dingen mit der Schmiede? Genau. 1913 in der Abfahrt vom Tourmalet wird Eugène Christoph, der alte Gallier, von einem Begleitfahrzeug gerammt. Die Gabel bricht. Er latscht 14 Kilometer mit dem Rad ins Tal, um unter der Aufsicht eines Kommissärs das Dingen zusammen zu schmieden. Christoph verliert Stunden und bekommt vom Kommissär noch eine Strafminute eingeschenkt, weil ihm Corni, der elfjährige Steppke des Schmieds, den Blasebalk zieht. Ergebnis: Toursieg futsch.

1919 war Christoph übrigens der erste Träger des frisch eingeführte Gelben Trikots. Wieder beendete ein Gabelbruch seine Hoffnungen auf den Toursieg. Nach Gabelbruch numero 3 bei der Abfahrt vom Galibier, lieh er sich das Dienstrad des Ortpfarrers  in Valloire, überquerte damit den Col du Télegraph und kam mit drei Stunden Zeitverlust im Zielort Genf an. Es gibt ein sensationelles Foto von Eugène Christoph aus dem Jahr 1965. Es zeigt Christoph im originalen Maillot Jaune von 1919, wie er sich im Alter von 80 Jahren das Finale der 52. Tour im Prinzenpark-Stadion ansieht. Reporterlegende Klaus Angermann hat es damals, bei seinem Tourdebut als Journalist, noch unwissend, wen er da vor der Linse hat, mit seiner privaten Leica auf Dia geschossen.

Wenn Kartenausschnitte und detaillierte Profile im offiziellen Roadbook abgebildet werden, bedeutet das immer höchste Schwierigkeiten. Auf der diesjährigen Tour ist das heute zum ersten Mal der Fall: Es geht ans Eingemachte. Wir sind zwar noch nicht auf dem Dach der Tour, aber es kommt schon knüppeldicke.

Fakten-Check:
Länge: 211 Kilometer. Profil: Hochgebirge. Premiere für die Hourquette d’Ancizan, eine Steigung der 1. Kategorie. Der Tourmalet (Ehrenkategorie) wird in Ost-West-Richtung überquert, die Tour kommt also gar nicht direkt an der Schmiede vorbei. Die liegt ein paar Meter rechts in Richtung Bagnères-de-Bigorre, gleich am Ortseingangsschild. Und zum Schluss – weil es so schön ist: Luz Ardiden nochmal Ehrenkategorie mit Bergankunft. Der übelste Teil beginnt ab Kilometer 4 in der insgesamt 13 Kilometer langen Steigung . Wer gewinnt? Triumphfahrt von Andy Schleck.

Bike-Check:
Bei Schwierigkeiten am Berg kann man folgendes versuchen: Ein bis zwei Gänge schwerer schalten und raus aus dem Sattel. Dann wieder in den leichteren Gang schalten und setzen. Manchmal kommt man dadurch in einen guten Rhythmus.

Fromage du Terroir1: Pechegos
Der Pechegos ist ein zarter sehr empfindlicher Ziegenkäse. Damit er intakt bleibt, umwickelt der Käser ihn mit einem Stück Rinde von einem Nadelbaum. Die Käserinde wird regelmäßig mit einer salzigen Lauge abgewaschen, um den Käse ein besonderes Aroma zu verleihen. Dazu passt ein Roter von den Côtes du Frontonnais. Die lokale Rebsorte Négrette gibt den dortigen Weinen, die aus hauptsächlich aus Syrah und Cabernet-Franc gekeltert werden, den typischen Geschmack. Viele Rotweine aus dem Südwesten profitieren, wenn man sie kühl trinkt. Santé!

Foto: Par David Blaine from Spokane, USA (christophe) [CC-BY-2.0 ()], via Wikimedia Commons

  1. “Comment voulez-vous gouverner un pays qui a deux cent quarante-six variétés de fromage?” – “Wie wollen Sie ein Land regieren, in dem es 246 Käsesorten gibt?”, fragte Charles de Gaulle, der erste Präsident der V. Republik. Das können wir von “Männer unter sich” natürlich auch nicht beantworten, aber wir stellen während die Tour läuft – passend zur Region – jeden Tag einen der kleinen Stinker vor.
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