Bange machen gilt nicht

Als Tschernobyl in die Luft flog, dachte ich noch: Naja, die Russen…
Als Fukushima in die Luft flog, bekam ich Angst, und die Angst hat mich seitdem nicht mehr verlassen.
Ich weiß, es ist nicht sexy, sich als Mann zu einer Angst zu bekennen, aber es muss sein, um zwei Arten von Angst zu unterscheiden.
Die eine ist eine sehr reale, auf Erfahrung beruhende Angst, das Ergebnis eines Lernprozesses. Alle 25.000 Jahre, so prophezeiten die „Atomkraftexperten“ einst, könne es zu einem GAU kommen. Von Tschernobyl bis Fukushima hat es ganze 25 gedauert. Daraus kann man lernen.
Die andere Angst ist eine künstlich erzeugte Angst. Gerne in ihrer Hilflosigkeit von Politikern und Managern verbreitet, die im Rahmen eines Umbruchs um ihre Posten fürchten. Sie hängen sich ein grünes Mäntelchen über und verweisen schulterzuckend darauf, der Atomausstieg sei „nicht zum Nulltarif zu haben“. So schüren sie bewusst Angst in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen immer weniger auszugeben haben.
Bullshit! Die Solarbranche und die Windenergiebranche sind jetzt schon boomende und hochentwickelte Geschäftszweige -und Jobmaschinen par excellence. Die Investoren stehen in den Startlöchern. Die Chance ist riesengroß, dass Deutschland zum Marktführer bei den Erneuerbaren Energien wird. Und da soll es abwärts gehen?
17 Prozent unserer Energie (der Atomanteil) müssen kurzfristig und die restlichen Luftverpester mittelfristig ersetzt werden. Mit deutscher Handwerks- und Ingenieurskunst ist das doch wohl zu packen.
Apropos Männlichkeit: Solange wir nur in dem Maß wachsen, wie unser Spielzeug größer, teurer und zahlreicher wird, bleiben wir große Jungs. Zum Mann-Sein gehören unter anderem Mut, Prinzipientreue (von Frauen auch schon mal als Sturheit missdeutet) sowie zur rechten Zeit übertragene oder übernommene Verantwortung.
Kopf hoch, Männer, lasst euch nicht für dumm verkaufen. Jeden Montag finden in hunderten deutscher Städte Veranstaltungen für den Atomausstieg statt. Geht da hin und bekennt Farbe. Bange machen gilt nicht.
Mutprobe: Einen Windpark besuchen und sich unter die drehenden Rotoren stellen. Die Dinger sind gigantisch.
Suchbegriff gefällig? „Windgas/Solargas“. Könnte die Antwort auf die Frage nach der Speicherung erneuerbarer Energie sein.

Schaumermal

Ansgar Tolksdorf ist Übersetzer für Englisch und Französisch und Töpfer. Er hat eine erwachsene Tochter und wohnt in Rheinbach bei Bonn.

Markiert mit 1. Mai, Atomkraft, Ausstieg, Kommentar, Standpunkt.Speichern des Permalinks.

2 Antworten zu Bange machen gilt nicht

  1. AvatarTaillandier sagt:

    Auf der einen Seite find ichs albern, dass man eben mit besagter Erfinder- und Ingenieurskunst keinen wirklich sauber laufenden Meiler hinkriegt, auf der anderen is irgendwie klar, dass man solche Dinge nicht laufen lassen kann, solange man es nicht wirklich unter Kontrolle hat, dafuer sind die potentiellen Folgeschaeden einfach zu krass.

    Ueberall diese noelenden Windriesen hinzustellen, kann aber irgendwie auch keine Loesung sein, die Dinger sind Laerm- und Aesthetik-Belaestigung in Reinstform.

  2. AvatarAnsgar Tolksdorf sagt:

    Jedes dieser Windräder steht für sauber erzeugte Energie, das sollte ästhetische Bedenken eigentlich zerstreuen.
    Aber es stimmt: Eine einzelne Technologie reißt es nicht raus. Auf jedes südwärts geneigte Dach gehört ein Solarpannel. Ein Gesamtsystem aus Wind, Sonne, Wasser und Gas, intelligent vernetzt und gesteuert, wird deutlich günstiger ausfallen, als es die Untergangspropheten behaupten.

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